"Das Auge" verlässt Wien?

11. März 2009

Für manch einen ist es einfach nur ein seltsames Kunstwerk, ein Bildschirm mit einem ewig glotzenden Auge, welches die Uhrzeit ansagt. 

Für mich sind es Erinnerungen. Die ersten starken Erinnerungen als ich das erste Mal die Bahnhofshalle des Wiener Südbahnhofs betrat. Ich kam nach Wien zum Studieren, nur mit einem Koffer bepackt, um mich auf die UNI einzuschreiben. Hinter mir gelassen das friedliche Landleben in Kärnten und die Neugier, was mich in dieser Großstadt erwarten würde. 

Ich rollte dahin auf dieser Rollbahn in der Bahnhofshalle, schaute mich um und sah ES: "Das Auge" in der Bahnhofshalle. 
Es faszinierte mich vom ersten Moment an, war so futuristisch und gleichzeitig erschreckend, dass sich dieses Auge so fest in meine ersten Erinnerungen in Wien eingebrannt hat. 
Es symbolisierte für mich die Zukunft, erinnerte mich an Fantasy-Filme von der Zukunft, wo die Menschen bei jedem ihrer Schritte beobachtet werden. 
Ich konnte meinen Blick nicht von diesem Auge wenden, bis ich ans Ende des Menschenfließbandes war, welcher mich nach VORNE beförderte. Nach vorne in meine schulische Zukunft in der Großstadt Wien.

Und jetzt ? Jetzt kommt mein Auge weg? Das erste Symbol in Wien, welches ich mit einem Neuanfang verbunden habe. 
Es kommt weg ins Karlsruher Zentrum und kehrt nicht vor 2013 zurück. 

Ich habe mir nie Gedanken gemacht, woher eigentlich dieses Auge kommt, wer es gemacht hat und was es darstellen soll. Es war von sich aus so eindrucksvoll, dass es einfach "Das Auge" am Südbahnhof war. Und jetzt wo es wegkommt, lese ich von diesem "Kunstwerk" und wer für diese eindrucksvolle Erinnerung verantwortlich war.

Seit 1994 steht die Computerinstallation von Kurt Hofstetter in der Bahnhofshalle. Zwei Augen auf Monitoren stehen sich gegenüber, eingebettet  in 750 schwere Stahlkugeln. Ein weibliches und ein männliches Auge blickten sich und die Reisenden an. Zusätzlich wurde per Funk in die Pupillen die aktuelle Zeit und das Datum übertragen, das mit jedem Augenaufschlag aus der Pupille des einen in die des anderen geschleudert wurde. Die schwarzen Pupillen interpretiert der Künstler mit dem "schwarzen Loch der Zeit". Unterlegen sind die Augen mit dem Ticken eines russischen Weckers und haben seit 1994 genau 75 Millinen Lidaufschläge gemacht.

Und dann las ich die Bedeutung der FREUNDLICHEN AUGEN. Zutreffend, wie meine Gedanken, welche ich empfunden hatte, beobachtet zu werden. 
Die Augen sollen den Beginn des Regimes des Sehens symbolisieren. Die Kameras sind bereits in jeden Lebensbereich eingedrungen. 
Aber die Augen am Südbahnhof, ehemals am Südbahnhof :(
sollen freundlich gestimmt gewesen sein und signalisieren: "ICH SEHE DICH, aber BIN DEIN FREUND!"

Beobachtet fühlte man sich dennoch, liebe freundliche Augen. :)

Übrigens: Ich war so gefesselt von dem einen Auge, dass ich das zweite garnicht gesehen hab. UPS!

 

Kommentare

 

Starten wir eine Bürgerinitiative damit das Auge bleibt :D

Schön das du mit uns deine ersten Eindrücke von Wien geteilt hast.

 

ah ich will mal nicht so sein. vielleicht kommt eines tages ein student in karlsruhe an und bekommt ebenfalls ein prägendes erlebnis durch das auge.

ich kann warten. ich geh dann im jahr 2013 zum südbahnhof, vielleicht mit nem kind am arm und zeig dem oder der kleinen das berühmte auge. :)...
und das kind wird wahrscheinlich fragen: "wem gehört denn das?"...
und ich werde antworten: "wiiiir gehören iiiiihm!" :))

 

mir macht der ganze südbahnhof irgendie angst, er wirkt trist. das auge hat ihn für mich auch nie schöner gemacht.

 

Ich fand die Installation sehr gelungen. Beobachtet werden auf Schritt und Tritt, der Anfang des "gläsernen Menschen". Die Augen lösten Unbehagen und Irritation bei mir aus, genauso wie die Tatsache, von jemanden beobachtet zu werden, seine Privatsphäre zu verlieren. Schade, mein Auge, ich werd dich vermissen!

 

das eigenartige ist von einem auge fühlt man sich mehr beobachtet als von einer kamera.

 

hahaha...na dann musst ja laufend einen paranoia mit dir rumtragen. ufff

 

Zitat Hunter S. Thompson: "When the going gets weird, the weird turn pro"...

aber der Nach- oder Vorteil ist:
Zitat Hunter S. Thompson:
"If you're going to be crazy, you have to get paid for it or else you're going to be locked up"

...man muß nur lernen mit der Paranoia umzugehen, dann kann sie deine beste Freundinn werden ....*ggggggggg*

 

so ist es was soll schlecht daran sein seine umwelt etwas getrübt wahrzunehmen ...

 

...diesen weltlichen Wahnsinn getrübt wahrnehmen und es liegt nicht am smog oder an der persönlichen Paranoia....pssst es sind die Anderen ;O)

 

das glaub ich nicht, wer schaut mir schon nach... wieder nur ein paranoider höchstens :-))

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