Willkommen im Wiener Außenbezirk

09. April 2009

Es ist geschehen. Ich bin aus dem 10. Bezirk in den 22. gezogen und hab bereits einige Eindrücke sammeln können.

Es ist anders, muss ich zugeben. Man hat kein Gefühl der Großstadt, wie im 10.

Es wird nicht mehr Klein-Istanbul genannt. Es ist die Donaustadt, die ich ab jetzt meine Heimat nennen kann.

Viele haben sich über den 10. Bezirk aufgeregt und es als gefährlich betitelt. Ich hab mich im 10. nie unsicher gefühlt. Meine Nachbarn haben nie Probleme gemacht, außer der blöde Hund in der Nachbarwohnung, der sogar in der Nacht nicht aufhören konnte zu bellen. Das war allerdings nur "ein" Vierbeiner, der mir das Leben zur Hölle gemacht hat.

Jetzt sind es jede Menge Vierbeiner, die durch die Gegend mit ihren Herrchen und Frauchen rennen, da jeder zweite in dieser Siedlung einen Köter besitzt. Neben den Wohnhäusern, alle 50 Meter ein Schild mit "Nimm a Sackerl für dei Gackerl!" angebracht, damit die Leute ja nicht vergessen die Scheiße ihrer Hunde aufzuklauben.

Naja. Hab noch keinen Hund, überlege aber ernsthaft mir einen zuzulegen. Was tut man nicht alles, um gute Nachbarschaft zu pflegen. Vielleicht ist der Hund die Antwort fürs bessere Kennenlernen in der Donaustadt?

Tja. Die erste Nacht in der neuen Wohnung verlief wie erwartet. Am Balkon konnte ich den ersten Nachbarschaftsstreit mitbekommen. Irgendeine Frau schrie ihren Mann an. Er schrie zurück und ich saß am Balkon und hörte zu, da ich noch kein Internetanschluss hab und eh nichts interessanteres in der Umgebung zu finden ist.

Nächster Tag. Bin aufgestanden, um zur Arbeit zu gehen. Auf einmal hör ich ne Frau schreien. Danach gibts ein "Klatsch Klatsch". Ein Kind schreit, wonach sich meine Vermutung bestätigt hat, dass diese schreiende Frau ihrem Kind paar Klappse verpasst hat und das Kind wegen der Schläge weint.

Nächste Station - Ubahn. Ich gehe die Treppe hinauf und höre schon von weitem eine Frau in ihr Telefon brüllen. Sie diskutiert mit ihrem "Freund" und stellt ihn zur Rede: "Herst, des interessiert mi neeeed. Wos host du ihr a Rechenschoft obzugem, wennst mit mir zsomm bist. Sie hot gsogt, du baggerst sie ooo, genau so wie du mi onbaggerst. Des is ma wurscht, wost jetz sogst. I moch do nimma mit, Vastehst? I loss mi do net ausnutzn von dia."

und sie schreit und schreit am Telefon. Und die ganzen Fahrgäste werden Teil ihres Privatlebens inkl. mir.

In der Ubahn drin:
Die Frau hat sich beruhigt. Dafür komm ich in den Genuss von Turbofolk-Musik von 3 jungen Mädls, die nicht älter als 14 Jahre zu sein scheinen. Das Handy laut aufgedreht, begleitet durch die laute Diskussion der 3 Mädls, die alle sehr knapp angezogen sind, mit offenem Mund ihre Kaugummis kauen und nach jedem zweiten gesagten Wort "oida" schreien.

"Vastehst oida. Ruf ma sie an oida. Die sollen bei der Ubahn warten oida." Aus dem Gespräch hör ich heraus, dass sie über Jungs reden, diese auch in der nächsten Sekunde anrufen und herrisch befehlen wollen, dass diese Macker auf die 3 warten sollen.
Die eine, die zuerst mit Handy spricht, hat eine etwas lieblichere Stimme, wodurch sie nicht in der Lage zu sein scheint, die Jungs zum Warten zu Überreden. Die andere Freundin, die eine etwas rauere Stimme hat und dominanter wirkt, schreit zu der Kleinen: "Herst gib her oida. Ich red mit denen oida.!

"Herst. Ich hab gesagt, ihr wartets bei der Ubahn oida. Was gibts da nicht zu verstehn oida!"

UUUUUU Bewunderung bei den anderen 2 Mädls. "Boa du bist so geil oida. Ich schwör. Du hast so eine tiefe Stimme. Du brauchst nur 1 Wort zu sagen, dann hören sie schon auf dich, oida. Ich kann 100 Mal sagen, oida. Bringt nix."

Die eine Dominante fühlt sich bestärkt und kaut noch fester an ihrem Kaugummi und türlich noch immer mit offenem Mund.

Alle drei sind knapper als knapp angezogen. Miniröcke, die als Gürtel durch gehen könnten und Tops, die eine gerade heranwachsende Brust bedecken.

In ihrem zarten Alter von 14 Jahren haben sie in der Ubahn Blicke von 2 Typen Anfang 20 auf sich gezogen. Als die drei Mädls aufstehen, steht der eine Typ genau hinter ihnen und macht zum Freund eine deutliche HIN-und-HER-Bewegung. Na ihr wisst schon. Rein - Raus!

Der andere Typ schien etwas geschockt zu sein und meinte zum Freund: "Herst oida. A Grenze muasst scho ham. De sand jo erst 14."

Meint der andere: "Schau sie an oida. Die wollen das. Schau wie die rumlaufen!"

"Hallloooo 14! Du muasst a Grenze ham , egal wie die rumlaufen!", erwiedert der Freund.

Nach dem ich, so wie die Außenbezirkler es sagen, in die Stadt gefahren bin, herrschte etwas Ruhe.

Als ich dann Heim gefahren bin. Also Heim in den 22., dort wo die Kampusch entführt wurde, läutete schon die 1. Nachbarin an die Tür und versuchte den Teufel an die Wand zu malen.
"Ich will sie ja nicht erschrecken, da sie ja neu sind und so. Aber machen sie niemandem die Tür auf, wenn es bei ihnen läutet. Es ist gefählich hier, wissen sie. Und die Balkontüre auch nie offen lassen. Man weiß ja nie!"

Toll!, dacht ich mir. Die warnt mich vor dem Läuten und läutet selbst. Heißt mich mit einer fetten Warnung willkommen, wo ich mir überlege, womit ich dem Einbrecher über die Rübe schlagen könnte. Und dabei hab ich mich ja sooo gefreut ;)

Wenn ich mal verschwinden sollte, bin ich in keiner Sekte. Die Suche nicht so schnell aufgeben.

 

 

 

 

 

 

Kommentare

 

tja, welcome to the beautiful aussenbezirke.
ist doch ne ziemlich andere welt hier auf balkonien

eigentlich sollte ich sowas sagen wie "ach man gewöhnt sich daran", aber ich lebe seit guten 10 jahren im 21 und....man gewöhnt sich nicht dran :)

 

Wie du vl weisst wohne ich selber genau wie Damir ebefalls im 21 Bezirk. Meiner Meinung nach einer der schönsten Bezirke in Wien. Donaustadt ist so ähnlich. Ich weiss natürlich nicht in welcher Siedlung und wo du genau wohnst, aufjedenfall heisse ich dich auch wilkommen.

Ich glaube das mit der Türe aufmachen gilt generell für ganz Wien. Ich sperre auch nciht jeden die Tür auf und schließe sogar ab wenn ich länger weg bin.

Gute Freunde von mir wohnen in Langenzersdorf oder in Wolkersdorf. Die schließen fast nie ab, grad mal wenn sie in Urlaub fahren :)

Ich hoffe dir gefällts jetzt da wo du bist!

PS: Du wohnst jetzt echt nah!

 

Meine erste Bekanntschaft mit dem 22. Bezirk sah so aus, dass ich in den falschen Bus eingestiegen bin... und mitten in der Einöde gelandet bin... menschleer - verlassene Gegend, ich sah schon die Ackerfelder... echt, null Orientierung in diesen Außenbezirken.
Wenn ich jetzt auf Besuch bei einer Freundin bin, ruft sie mich immer vorher an und fragt nach, ob ich auch wirklich den richtigen Bus genommen habe.

Wünsche dir aber auf jeden Fall einen schönen und abenteuerlichen "Lebensaufenthalt" in der Donaustadt! :-)

 

hehe :) bist sicher mit dem 24A gefahren der endet wirklich am a**** der welt und das heißt trotzdem noch wien dort:) da hab ich früher bei meinen eltern gewohnt.
bin vor einem halben jahr vom 22. in den 10. gezogen (in eine eigene wohnung und so) und hab öfters das gefühl gehabt als ich das bekannten erzählte dass die nicht so begeistert waren, ein paar haben offen gesagt dass ihnen dieser bezirk nicht geheuer ist "aber nicht quellenplatz oder?!da is ja nicht so schön" okay ich muss ehrlich zugeben dass mir der quellenplatz zumindest nachts auch nicht so gut gefällt aber ich find den 10. total schön und überhaupt nicht "ghetto"mäßig wie viele leut meinen.
ich find im 10. is man irgendwie doch in der stadt aber hats auch nicht weit ins grüne!

lg und schönen 1.mai
kristina

 

hey

wow ich wohen auch in 10en seit ca.4 jahren damals habe ich in 5tehn gewonnt aber geill wohnst auch da haha

 

eben nicht, sie ist weggezogen!

 

liebe sarah. hab da gewohnt, gleich nähe tichy *herzschmerz*.
jetzt such ich nach einer neuen eisbude. wird wohl diese im donauplex werden, die sich in diesem durchgang befindet. :)

bzgl. 22.
die gegend ist echt suuuperschön. nicht einengend, lebensfreundlich gestaltet. viel grünzeugs. IKEA IN DER NÄHE uuuffff.

aber wie gesagt. gleich so willkommen geheißen zu werden mit ja die tür nicht öffnen bla bla. dabei würd ich sooo gern die nachbarn auf die nette kennenlernen. wird wohl nix draus.

 

*

ich mag den 10ten und seine vielfalt.

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