Abaya? Aber nein!

01. September 2023

 

Gastkommentar von Schülerin Nadin Khalil

Abayas sollen nun offiziell an öffentlichen Schulen in Frankreich verboten werden. Ich bin mir sicher, dass dieser Begriff vielen nicht bekannt ist, aber trotzdem wählt das französische Bildungsministerium dieses Wort, um das Verbot zu Ausdruck zu bringen. Eine Abaya ist ein bodenlanges, weites Kleidungsstück, das hauptsächlich von Musliminnen getragen wird. Ein langes, lockeres Kleid. Das Verbot in Frankreich hat eine heftige Debatte in den sozialen Medien entfacht: Wann ist es eine Abaya und wann ist es ein Kleid?  Der französische Bildungsminister Gabriel Attal wählt den Begriff Abaya und beschreibt diese als „religiöse Geste“, die der französische Staat nicht repräsentieren kann. Ich frage mich an dieser Stelle: Seit wann ist eine muslimische Schülerin eine Repräsentantin des französischen Staates?

Stellen wir uns doch mal vor, wie die Reaktion der Menschen gewesen wäre, wenn die Schlagzeilen „Frankreich verbietet lange Kleider an öffentlichen Schulen“ wären. Ich bin mir sicher, dass es einen Aufschrei gegeben hätte. Wieso sollte man denn lange Kleider verbieten? Aber da es sich ja „nur“ oder eben genau um die Abaya handelt, sieht es schon ganz anders aus. Als ob Feminismus nicht für Musliminnen und Hijabis bestimmt ist.

 Emanzipation oder Unterdrückung?

 „Man wird keine Abaya mehr tragen können. Laizismus bedeutet, die Freiheit sich durch die Schule zu emanzipieren“. Attals Aussage hinterlässt so viele Fragen bei mir. Stellt ein Abaya-Verbot wirklich die Freiheit dar, sich emanzipieren zu können? Emanzipation bedeutet für mich Selbständigkeit, Unabhängigkeit und vor allem, die Wahl selbst über mich und meinen Körper entscheiden zu können. Ich habe es satt, dass Männer sich das Recht nehmen,  darüber zu entscheiden wie sich eine Frau zu kleiden hat. Das ist in meinen Augen genauso Unterdrückung. Sie nehmen Frauen die eigene Wahl und das Recht selbst zu entscheiden, was sie tragen möchten, und das ist das komplette Gegenteil von Emanzipation, Freiheit und Feminismus. Wir reden immer groß vom Feminismus, der Emanzipation der Frau, aber genau diese Leute setzen uns wieder hundert Schritte zurück.

Das Verbot in Frankreich hat mich als Hijabi dazu ermutigt, Abayas zur Schule zu tragen. Es ist ein Gedanke, mit dem ich schon lange gespielt habe. Ich habe schon oft Kleider und Abayas zur Schule getragen, aber nie den Mut gehabt komplett auf so einen Kleidungsstil umzusteigen. Aber mittlerweile denke ich mir, wenn ich noch dieses Privileg habe, mich zu kleiden, wie ich möchte, nutze ich es aus. Vor allem möchte ich es aus Solidarität mit den Musliminnen in Frankreich tragen.

 

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Kommentare

 

Schön wärs, wenn der Islam nur das Problem seltsamer Bekleidung mit sich brächte, sie wäre nämlich gar kein Problem. Sie wird nur zu einem durch den Zusammenhang mit all den anderen Problemen. Islamismus beginnt nicht bei Selbstmordattentaten oder Steinigungen. Er beginnt mit muslimischen Grundschulkindern, die der Lehrerin nicht die Hand geben wollen, mit muslimischen Jugendlichen, die westlich gekleidete Mädchen schikanieren, mit muslimischen angeblichen "Flüchtlingen", die christliche echte Flüchtlinge angreifen, und vielem mehr. Burka/Burkini/Abaya sind Symbole für die Unterdrückung und Einengung der Frau im Islam. Und weil dieses Symbol für sich genommen so unwichtig ist, lässt sich die Empfindlichkeit in Europa gut skandalisieren.

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