Alles dreht sich um die Dicken

02. Juli 2014

„Gott, Delna bist du schlank! Wie willst du jemals ein Kind bekommen?“ sagt sie und deutet auf meine Hüften. Ich verabschiede mich höflich, gehe nach Hause und weine. Natürlich hat es die Nachbarin nicht böse gemeint. Die Kollegin, die fragt, ob meine Shorts aus der Kinderabteilung sind, meint es auch nicht böse. Genauso wenig wie die Bekannte: „Delna du Storch, hast du abgenommen?“ Ein Klassiker.

Warum muss man sich als dünner Mensch eigentlich alles gefallen lassen? „Donnerwetter, hast du zugenommen? Dein Hintern ist aber pompös geworden!“ würde ich nie erwidern. Jede Speckrolle wird in unserer Gesellschaft mit Samthandschuhen behandelt, aber auf zarten Knochen wird herumgetrampelt wie ein Elefant. Nicht jede Größe 34 knabbert nur an Salat oder kotzt sich die Seele aus dem Leib. Im Gegenteil, eine dünne Minderheit isst von früh bis spät, um Gewicht zu halten.

Schon mal darüber nachgedacht: Auch Dünne haben Gefühle und wollen nicht „zu“ dünn sein. Es ist ärztlich bewiesen, dass Zunehmen schwieriger als Abnehmen ist. Aber in Frauenzeitungen reiht sich nur eine Diät an die andere. Die Sorgen der Dünnen schert keiner: Ob es die Angst vor der nächsten Magendarmgrippe ist oder Figurdepressionen, weil einem ständig dieser Satz auflauert: „Du musst was essen! Männer wollen schließlich Frauen mit was dran.“ Gut, dass ich inzwischen eine dicke Haut habe. Also bitte, halt’s die fette Pappen!

 

Aus "LIFE & STYLE" der BIBER-Ausgabe Mai/2014

Kommentare

 

Schon mal daran gedacht, dass das der pure Neid ist, welcher da aus den Dicken spricht?

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