Auf einen Spritzer mit Michael Häupl

08. Juli 2019

Er regierte 24 Jahre Wien: Michael Häupl. Ab diesem Sommer geht biber-Gründer Simon Kravagna mit dem Ex-Bürgermeister regelmäßig auf einen Spritzer. Diesmal zum Thema Medien.

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BIBER: Wie trinken Sie Ihren Spritzer?

HÄUPL: Ohne Eis, ohne Zitrone. Welchen Wein? Veltliner mit Sodawasser. Das ist der klassische Spritzer. 

Trinken Sie auch Red Bull?

Nein.

Von Red Bull zu HC Strache: Dürfen Politiker heimlich gefilmt werden?

Die meisten werden über das Ibiza-Videonicht unfroh sein. Aber haben wir das wirklich gebraucht, um zu wissen, waswir der FPÖ zutrauen müssen? Ich halte es prinzipiell für eine zweifelhafte Methode. Mir haben investigative Journalisten wie Günther Wallraff gefallen. Er hat verdeckt recherchiert aber dann alles offengelegt. 

Warum gibt es keinen linken Boulevard?

Gute Frage. Natürlich könnte man jetzt darüber schwadronieren, dass links zu sein einen moralischen Anspruch hat. Aber lassen wir das. Offenbar hat die Linke vor allem nicht die Unterstützung finanzkräftiger Geldgeber. Wobei, was ist überhaupt Boulevard?

„Krone“, „Oe24“ und „Heute“? 

„Heute“ ist schon Boulevard. Aber ich habe dort noch keinen einzigen rassistischen Artikel gelesen oder irgendwelche faschistoiden Anspielungen wahrgenommen. Ich halte die Chefredaktion dort für hochanständig. Es gibt also schon Unterschiede.

Die Krone will angeblich aus dem Ibiza-Video lernen. 

Ja, es macht sie nachdenklich und es wird wohl auch familienintern diskutiert. 

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Wie sind Sie eigentlich mit dem Ehepaar Dichand? Per Du? 

Ich bin mit beiden per Sie. Ich war auch mit dem alten Herrn Dichand per Sie. Es gab und gibt wechselseitigen Respekt und ein professionelles Verhältnis – ohne bei weitem in vielen ideologischen Fragen übereinzustimmen.

Wie ist das mit Herrn Fellner von Oe24? 

Wolfgang kenne ich aus Studienzeiten. Wir haben uns beide ziemlich verändert. Mit ihm muss man nicht rasend viel über Ideologie diskutieren.

Sondern über Inserate?

Das ist für die Stadt Aufgabe des Leiters des Presse- und Informationsdienstes.

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Ist das mit dem Boulevard überhaupt noch ein Problem? Wenn man an manche rechte Online-Seiten denkt, dann ist der Boulevard ja integer dagegen.

Klar, wenn man das mit diesen oft faschistischen Medien vergleicht, ist das alles harmlos. Das darf aber nicht die Messlatte sein.

Kann man heute als Politiker ohne Facebook, Instagram und Co noch erfolgreich sein? 

Bis vor einem Jahr ist es zumindest bei mir gut gegangen. 

Wie viele Journalisten haben Ihre Handynummer?

Vielleicht drei.

Bei wie vielen heben Sie ab?

Bei allen dreien.

Haben Sie Journalisten angerufen, wenn ein Artikel falsch oder unfair war?

Ja - aber immer die Journalisten selbst und nicht ihre Chefredakteure.

Was sollte das bezwecken? 

Sie sollten wissen, dass ich den Unsinn gelesen habe. Und ich wollte zumindest einen Funken an schlechtem Gewissen zünden.

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