Eines vorweg zum Titel: In der Tat, das Land brennt! Aber echt nur im positiven Sinne :)) Der Anlass: In einem unglaublichen und historischen Handball - Match schlägt Bosnien - Herzegovina Serbien mit 31:28. In diesem Spiel ging's um viel: Wer hier gewinnt, hat die besten Karten sich für die Handball - EM, die im Jänner 2010 in Österreich stattfinden wird, zu qualifizieren.
      Grundsätzlich stand vor dem Match fest: Russland wird wohl als Gruppenerster nach Österreich kommen. Doch dahinter matchen sich Serbien und BiH um das zweite EM - Ticket. Heute war ein heißer Tanz zu erwarten - und der ist es am Ende auch geworden. Noch dazu mit einem verdienten Sieger: Bosnien - Herzegovina!
        Schon in der ersten Halbzeit zeigten die Hausherren, die sich vor über 7000 Zuschauern in der ausverkauften "Skenderija" in Hochform präsentierten, wer Herr im Haus ist. Nach 30 Minuten stand es 18:14 für Bosnien. Zum einen hatten sie den Halbzeitstand einem überragenden Mirsad Terzic und einem hervorragend aufgelegten Kreisläufer Muhamed Toromanovic zu verdanken. Doch erst später sollte sich herausstellen wer der eigentliche Vater dieses Erfolges werden sollte.
       Zurück aus der Kabine ging's mit aufgeladenen Akkus in Halbzeit zwei. 10 Minuten lang hielt Bosnien souverän einen 4-, zeitweise sogar 5-Tore-Vorsprung. Jeder, der sich auch nur ansatzweise für Handball interessiert, wird wissen, dass das (vor allem in so einer brisanten Partie) kein Polster ist, auf dem man sich ausruhen kann. Und das merkte man den Bosniern folglich auch an. Zwischen der 40. und der 50. Minute schlichen sich ein paar Unachtsamkeiten in das Spiel der Blau-Gelben (2-Minuten-Strafen oder schlicht und einfach individuelle Fehler), die die Serben - immerhin 8. der Welt - natürlich sofort bestraften. Herausragender Serbe in Halbzeit zwei: Uros Mitrovic, der sich mit 4 "Knallern" als einer der treffsichersten Serben des heutigen Abends erwiesen hatte. Der Star der Mannschaft, Momir Ilic, konnte von der hervorragend eingestellten bosnischen Abwehr, eigentlich recht problemlos kontrolliert werden. Doch wenn Ilic oder Mitrovic an der Abwehr vorbeizogen hieß das nicht zwangsläufig Tor für Serbien. Denn heute hatte Bosnien einen wahren "Hexer" im Tor. Schlicht UNGLAUBLICH die Leistung von Enid Tahirovic, dem Torhüter Bosniens. Seine Quote lautete am Ende sage und schreibe 40 Prozent, was 18 gehaltenen Bällen gleichkommt!! Unglaublich!! Der Vater des Erfolges!! Mit so einem Tormann konnte man das Spiel nur gewinnen! Dazu trugen dann letztendlich auch die anderen bei: So erwies sich Vukasin Stojanovic als treffsicherer 7-Meter-Schütze und Adnan Harmandic als souveräner Rückraumwerfer (6 Treffer).

Zeitweise führten die Bosnier sogar mit 7 Toren Vorsprung - und auf die Tore wird's in den zwei Duellen mit Serbien wohl ankommen. Denn es war davon auszugehen, dass das Hin- und Rückspiel knappe Geschichten werden. Nun gut, die erste Partie ist vorbei und Bosnien ist ein verdienter Sieger. Der Sieg hätte noch höher ausfallen können, doch mit 3 Toren Unterschied gegen Serbien zu gewinnen muss man erstmal schaffen. Leicht ist das keineswegs. Doch mit einem Wahnsinnspublikum im Rücken und einem "Hexer" im Tor ist, wie man gesehen hat, alles möglich.

In der Tabelle führt nun Russland (8 Punkte) vor Bosnien (7 Punkte) und Serbien (ebenso 7 Punkte). Schweiz, Italien und die Färöer-Inseln liegen abgeschlagen dahinter und haben keine Chance mehr, sich für die EM zu qualifizieren. Es wird also ein heißer Dreikampf in dieser Gruppe und ich hoffe, dass Bosnien den "slawischen Brüdern" ein Bein stellen wird. Das wäre super für's ganze Land und vor allem für den Handballsport in Bosnien selbst. Es wäre wiedermal etwas an das sich die Menschen, von denen die Meisten ein trauriges Dasein fristen, klammern könnten. Und wenn Sarajevo jetzt schon brennt - was passiert erst wenn's dann wirklich amtlich ist, dass Bosnien im Jänner 2010 an der EM teilnimmt? Nicht auszudenken!

Aber um sich wirklich gut abzusichern gegenüber Serbien, sollte man das Rückspiel am Sonntag in Nis auch gewinnen. Doch realistisch betrachtet ist das eine ganz ganz schwere Aufgabe. Es wird alles umgekehrt sein: Haben die Serben in Sarajevo in einem Hexenkessel gespielt, so erwartet dieser die Bosnier in Nis. Sportlich wird's sicher wieder ein Top-Event und hoffentlich läuft alles so friedlich ab wie in Sarajevo. Kompliment an die Fans: Heute stand der Sport an erster Stelle und nicht die Politik. Am Ende wurde sogar die serbische Mannschaft mit Applaus in die Kabinen begleitet - eine schöne Geste, denn wie man weiß, kann's oft ganz anders kommen. Bleibt zu Hoffen, dass die serbischen Fans der bosnischen Mannschaft einen ebenso schönen Empfang bieten. Verdient hätte sie es sich allemal!

Das Duell in Nis könnte eine kleine Vorentscheidung werden, doch bis zum endgültigen Abschluss der Gruppe sind's noch ein paar Spiele. Und die Road to Austria 2010 ist noch lang. Daher: Abwarten und Tee trinken!