Das Kopftuch in der Arbeitswelt

06. Dezember 2016

Gestern Abend war Biber bei der „2050 Thinkersclub“ Podiumsdiskussion für Kopftuch am Arbeitsmarkt. Basis für diese Diskussion bildete eine aktuelle Studie: „Discrimination against Female Migrants Wearing Headscarves“, eine Studie, die Prof. Weichselbaumer von der JKU Linz in Deutschland durchgeführt hat, zeigt eindeutig, dass Frauen mit Migrationshintergrund und Kopftuch am Arbeitsmarkt benachteiligt werden.

Hier wurden drei Bewerbungen mit drei unterschiedlichen Fotos geschickt, aber ein und derselben Qualifikation. Einmal war es die Frau Bauer, das zweite Mal Frau Özturk und bei der dritten Bewerbungsvorlage trug Frau Özturk ein Kopftuch. Eine sehr gute Studie, die gezeigt hat, wie schwer es ist, einen Job mit Kopftuch zu bekommen. Ähnliche Verhältnisse gibt es auch in Österreich. Und genau das wurde gestern diskutiert.

Es war die Rede von einem Luxusproblem und dass in Österreich ja auch viele junge Menschen sowieso keine Arbeit finden.

Ich bin 21 Jahre alt, seit meinem sechszehnten Lebensjahr verschicke ich diverse Bewerbungen. In diesen sechs Jahren hier in Österreich habe ich insgesamt nur drei Zusagen bekommen. Drei Zusagen in sechs Jahren und ich muss sagen, ich habe sehr viele Bewerbungen geschickt. Und da soll mir jemand erzählen, dass mein Problem ein Luxusproblem ist. Es ist nicht „das Stück Stoff“ auf meinem Kopf, es ist mein Kopftuch und es hindert mich nicht daran, die Buchhaltung zu machen oder das Sekretariat zu übernehmen.

Außerdem vergleichen wir hier zwei total verschiedene Dinge. Dass es in Österreich viele junge Menschen gibt, die keinen Job finden, ist eine Sache und dass ich mit meinem Kopftuch zu keiner Arbeit komme, ist eine andere. Das kann man nicht vergleichen.

Es wurde lange hin und her diskutiert zwischen Kopftuch ablegen oder aber dafür zu kämpfen. Andere meinten: „Die sollen sich einfach anpassen“. Anpassen? An wen denn? Ist Österreich eine bestimmte Rasse, an der man sich anpassen muss? Sind hier alle gleich und niemand anders? Niemand besonders? Haben wir alle dasselbe Denken, dieselbe Kleidung? Wieso anpassen und nicht du selbst sein? Wieso alle gleich und niemand vielfältig, es ist doch das vielfältige Österreich. Während dieser Diskussion gestern kam ich zum Entschluss, dass mir das Wort „anpassen“ überhaupt nicht mehr passt. Ich kann es nicht mehr hören. Integriert bin ich ja schon, ich kann die Sprache, ich kenne sowohl Bräuche als auch Sitten, ich trinke Punsch zu Weihnachten, liebe Ostern und Ostereier. Ich feiere Feste mit und habe dabei Spaß. So, liebes Österreich, ich habe mich integriert, jetzt bist du dran: Wo ist denn meine Religionsfreiheit? Bei einem Job braucht man nur Qualifikation. Was ich studiert habe, welche Sprachen ich kann, welche Kompetenzen ich habe. Religion ist aber meine Sache, das Kopftuch ist es auch.

Die gestrige Abschlussfrage war, wie folgt: „Was würdet ihr euch zwecks dieses Problems wünschen?“

Ich hätte gerne ein Österreich, das tatsächlich sein Wort hält. Wenn wir hier Religionsfreiheit haben, dann möchte ich diese auch sehen. Ich liebe dieses Land, es ist auch mein Österreich. Das, wo ich älter geworden bin und welches ich liebe, auch wenn ich ursprünglich Ägypterin bin. So langsam sollte es schon jeder verstehen. Multikulti ist nicht schlecht, Multikulti ist sogar ganz gut.

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