Das Wort zum Schulanfang

01. September 2014

Das Lehramtsstudium wurde reformiert und eines ist mir beim Blick auf den neuen Studienplan sofort klar geworden: Das schafft ja jeder. Aber bevor jetzt alle, die dieses Jahr maturiert haben und noch nicht wissen was sie studieren sollen, zur Hauptuni rennen und sich fürs Lehramt inskribieren, möchte ich, dass ihr euch eines bewusst macht: Ihr werdet die Lehrer sein, über die ihr euch vor Kurzem noch aufgeregt habt, weil sie nicht erklären können, ungerecht sind, gelangweilt wirken und Jahr für Jahr von denselben PowerPoint-Folien ablesen.

Wenn wir alle einmal ehrlich sind, spüren wir selbst, ob wir für den Beruf, den wir da gerade ausüben, wirklich die Richtigen sind. Während meiner Schul- und Studienzeit habe ich ein paar Jobs angenommen um Geld zu verdienen und ich habe mir stets dabei gedacht: „Was mache ich hier eigentlich, bin ich das Geld, das ich hierfür verdiene, überhaupt wert?“

Sobald ich aber in eine Klasse trete, in die herausfordernden Gesichter dieser Teenager blicke, den Geruch von gebrauchten Schulbüchern, ranzigen Tischen und Sesseln wahrnehme, fühle ich, dass das MEIN Platz auf dieser Welt ist. Aber auch abseits des Klassenzimmers, wenn ich Zeitungen lese, fernsehe oder im Internet surfe, suche ich immer unbewusst nach neuen Materialien die ich im Unterricht einsetzen kann. Und es gibt so viel Inspirierendes. Schon ganz einfache Dinge können im Klassenzimmer viel bewirken: „Faktastisch“ - Karteikärtchen mit dem exzerpierten, neu erworbenen Wissen erstellen oder in der Art der „Humans of New York“ – Seite seine Klassenkolleg/-innen porträtieren, um einander besser kennenzulernen, die Geschichte der anderen zu verstehen - um vielleicht auch Mobbing vorzubeugen.

Ich werde euch nicht sagen, dass Lehrer sein hart ist, dass man an seine emotionalen Grenzen stößt, dass man nicht einfach abschalten kann, dass man für alles verantwortlich gemacht wird, dass man das Hauptgesprächsthema am sonntäglichen Frühstückstisch ist – denn das ist in jedem Beruf, den man mit vollem Einsatz und Leidenschaft macht, der Fall.

Das Einzige, das ich allen, die vorhaben Lehramt zu studieren mit auf den Weg geben möchte: Seid ehrlich zu euch selbst! Nur ihr wisst, ob ihr wirklich Lehrer werden wollt oder einfach nur vorhabt irgendetwas zu machen, ein vergleichsweise einfaches Studium abzuschließen. Und wenn das Zweite zutrifft, appelliere ich im Namen unser aller Zukunft: Lasst den Scheiß, sucht euch etwas anderes!

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