Der Sommer deines Lebens

14. Juli 2011

„War im Meer baden, hab’ mir Sonnenbrand geholt, bin Tretboot gefahren ...“ Willst du wirklich nur so langweiliges Zeug von deinem Urlaub erzählen? biber hat zehn Tipps für den schärfsten Sommer.

 

Den Geizhals raushängen lassen
Ich fahre runter in meine Heimat. Diesmal kaufe ich keine
Hofer-Schokolade, keine 100 kg Kaffee, kein kleines Goody
für alle 100 Nachbarn und spare mir die Kohle für ein
Wellness-Wochenende in  einer Therme.

Ich führe Tagebuch, wie lange es dauert, bis ich zum Gespött der Leute werde, weil ich zu geizig war, Geschenke aus dem reichen Österreich mitzunehmen.


Zum Millionär mit rotem Porsche werden

Meine Cousins und Cousinen warten im Dorf schon, um von mir den neuesten Tratsch zu hören. „Was gibt es Neues? Wo arbeitest du?

Welches Auto fährst du?“ Meine Antwort ist: Einen knallroten Porsche.
Den habe ich mir für den Sommerurlaub ausgeborgt. Ich spiele den Millionär, der mit „diesem und jenem“ reich geworden ist. Ich staune,
wie sich das Gerücht vom Mann mit dem roten Porsche wie ein Lauffeuer ausbreitet und mich das ganze Dorf auf Händen trägt.

 

St. Anton statt Antalya
Ich wohne schon lange in Österreich und kenne hier nur eine Stadt
– Wien.
Deswegen setze ich mich in den Zug und fahre spontan nach
Schärding, Steyr, Amstetten, Melk oder Untertupfing. Für meine Ausländerfreunde bin ich dann voll der Abenteurer, denn die fahren
alle RUNTER. Deswegen: St. Anton statt Antalya!

 

Facebook löschen
Ich lösche mich aus Facebook und merke, wie viel Freizeit mir bleibt,
um in der Natur abzuhängen. Trotz einiger Entzugserscheinungen
wird mein Sommer perfekt, weil ich ihn mit meinen Freunden aus dem
„Real Life“ verbringe. Die greifen nämlich, auch wenn ihre Freunde offline sind,  zum Telefon und rufen an.

 

 

 

Auf den Nachbarn schießen
„Dem würd’ ich gerne in die Fresse hauen“ – wer hat sich das noch nicht gedacht, wenn der Nachbar ärgert. Deshalb lade ich meinen Nachbarn zum Paintball-Spielen ein. Ich feuere wild drauf los und sehe zu, wie seine Schutzweste unter Schmerzen immer bunter wird. Ich mache Fotos, poste sie auf Facebook oder häng’ sie mir aufs Klo und lache jedesmal drüber, wenn mir der Typ wieder auf den Sack geht.

 

 

 

 

Die ganze Karte von Eskimo durchprobieren
Erwachsensein hat vor allem einen Vorteil: Man muss nicht mehr fragen, wenn man etwas haben möchte und darum kann ich auch so viel Eis kaufen, wie ich will. Deswegen werde ich für einen Tag zum Kind ohne strenge Eltern und probier’ alle Eissorten auf der Eskimo-Karte durch. Speib-Test inklusive.

 

Ein Fahrrad kaufen
In meinem Umfeld fahren die Frauen mit den Öffis und die Männer mit dem Auto – 3er BMW, eh kloar, oder zumindest ein japanischer Verschnitt. Ich kaufe mir ein Fahrrad und radle damit demonstrativ zu jedem Familientreffen. Ich werde Ziel des Familienklatsches und schmunzle darüber, wie sich meine Liebsten um meine Männlichkeit oder Weiblichkeit sorgen. Ich erinnere sie einfach daran, wie viel Gucci-Taschen oder Zigaretten sie sich kaufen könnten, wenn sie sich radelnd das teure Benzin und die Jahreskarte für die Wiener Linien sparen würden.

Im Trainingsanzug in die Disco
Bei Migranten ist Styling hoch im Kurs. Vor allem beim Fortgehen muss jedes Haar sitzen. Ich pfeif’ drauf und gehe in meinen Schlabberklamotten ins Nachtleben. Auf der Tanzfläche lass’ ich die Sau raus und ziehe alle Blicke auf mich. Und wer mich anspricht, könnte der Freund/Freundin fürs Leben werden, weil er mich auch in Gummischlapfen mit scharf findet.

Im Wald überleben
Ich mache einen dreitägigen Campingusflug in den Wald, ohne fließendes Wasser und Strom. Meine Freunde lassen zwar gerne den Oberchecker raushängen, einen Tag im Grünen würden sie jedoch nur überleben, wenn es sich um den Park handelt. Und auch nur dann, wenn Mama rechtzeitig das Essen vorbreibringt. Zurück in Wien bin ich der Held der freien Wildbahn und das steigert meine Street-Credibility.

 

 

 

Der Braut die Show stehlen
Keiner darf bei einer Tschuschen-Hochzeit mehr auffallen als die Braut. Ich werde zur Dorflegende, weil ich bei der Feier im österreichischen Dirndl oder in einer Lederhose antanze. Blicke der Dorfbewohner, die sich mit mir fotografieren lassen wollen, sind garantiert. Und dann ist zumindest auch die Bezeichnung „Schwabo“, die sie mir jeden Sommer an den Kopf werfen, gerechtfertigt.

 

 

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Kommentare

 

Ein paar davon sind genial - und auch eingeborenen Österreichern und anderen integrationsresistenten Typen zu empfehlen.

 

Sind euch die Ideen für sinnvolle Artikel ausgegangen oder was? :S

 

genau!
du hast es voll erfasst. ;)

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