Deutungshoheit und Distanzierungszwang

17. November 2015

Betül Ulusoy
Foto by Anna Agliardi

Von Betül Ulusoy

 

Wenn Pegida ruft: "Wir sind das Volk", dann erwarten wir von Deutschen doch (zu recht), dass sie erwidern: "Nein! Das seid ihr nicht!" Richtig? Ich erwarte das zumindest. Pegida hat schließlich nicht die Deutungshoheit über uns und ich möchte, dass wir das unermüdlich deutlich machen, solange es solche Rassisten gibt. Wenn 1000 Pegidisten auf die Straße gehen und 10.000 Gegendemonstranten, dann sage ich: "So muss das sein!" und frage mich, wo der Rest eigentlich ist.

Wenn Terroristen rufen: "Wir sind Muslime", dann erwarte ich von Muslimen ebenso, dass sie sich ganz klar und unmissverständlich positionieren! Das hat nichts damit zu tun, dass wir Terroristen als islamisch anerkennen oder in einen Distanzierungszwang geraten. Wir dürfen die Deutungshoheit über unsere Religion nur nicht Terroristen überlassen. Wenn wir den Kampf gegen Pegida fordern, kann von uns auch der Kampf gegen den IS gefordert werden. Daran ist nichts verwerflich. Das soll nicht bedeuten, dass der IS und Pegida gleichzusetzen wären. Das Beispiel soll lediglich helfen, Forderungen und Gefühle zu nachvollziehen zu können.

Das einzige, was wir noch verstehen müssen, ist, dass Pegida und IS sich gegen uns alle richten und unser aller "Kinder" sind. Darum müssen wir am Ende auch alle gemeinsam kämpfen. Wir brauchen uns aber wirklich nicht darüber echauffieren, dass von Muslimen eine Positionierung gewünscht wird. Natürlich haben wir mit "denen" nichts am Hut (oder Kopftuch), aber solange sie sich selbst auf den Islam berufen, haben wir ein Problem, dass auch wir m i t aus der Welt schaffen müssen. Es bringt darum nichts, einfach nur die Augen zu verschließen und bis zum nächsten Anschlag abzutauchen. Lasst uns alle ein wenig empathisch sein und aufhören, uns alle gegenseitig und untereinander zu verurteilen. Das ist kaum auszuhalten.

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Kommentare

 

Das wäre jetzt das allerwichtigste Zeichen überhaupt!! Wenn jetzt tausende Moslems auf die Strasse gehen würden, um ein Zeichen zu setzen gegen den Terror. Die Öffentlichkeit ist wahnsinnig verunsichert und braucht dieses Zeichen unbedingt.
Diesem "Alle-Moslems-sind-böse"-Blödsinn den Wind aus den Segeln nehmen!

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