Aus Oberösterreich hat uns die Nachricht von Öko-Jugos erreicht! In St. Martin bei Linz sind sie zu Hause und unterhalten sich lieber über Wärmepumpen und Solaranlagen als 2er BMWs.

St. Martin bei Linz. Die Fans der amerikanischen Serie „Desperate Housewives“ glauben hier in der Wisteria Lane gelandet zu sein. Glattgrüne Wiesen, gestutzte Hecken und Solaranlagen auf Dächern prägen das Bild der Wohnsiedlung ganz in der Nähe der oberösterreichischen Hauptstadt. Das Motto lautet: Nachhaltiges Anbauen, Energie durch Sonnenstrahlen und Wärmepumpen statt Heizen mit Kohle. Nur die Namen auf den Briefkästen passen nicht ganz zur spießigen Umgebung. Statt den Meiers oder Wagners, findet man hier Dačićs und Hodzics. In St. Martin wohnen die Öko-Jugos!

Hackler, Fahrer, Putzfrauen

Emir spaziert zum Gartenzaun seines Nachbars Mesud. Dort treffen sich die beiden Bosnier zum täglichen Plausch über die neusten Anschaffungen im Haushalt. „Ich will mir jetzt auch eine Grundwasserwärmepumpe besorgen, was hältst du davon?“, fragt Emir. Mesud denkt kurz nach und antwortet ganz fachmännisch: „Bei deinem Haus würd‘ ich dir einen Luftkollektor empfehlen, der reicht vollkommen aus.“ Von den 31 neu gebauten Häusern in St. Martin sind nur vier von Österreichern bewohnt. In den restlichen Häusern mit höchsten Energiestandards leben Türken, Rumänen und vor allem Leute aus Ex-Jugoslawien. Bei der Stippvisite durch St. Martin bekommen Öko-Fans ganz feuchte Augen. Jedes Haus entspricht den neuesten Umwelt- Standards mitsamt erneubaren Energieträgern. Das bedeutet entweder eine Solaranlage, eine Grundwasserwärmepumpe oder auch nachhaltige Technologie wie Warmwasserkollektoren, Photovoltaik oder Luftkollektoren. Was man von der intellektuellen Elite erwartet, erfüllt hier die Arbeiterschicht. Die Hausfrau Suada, die gerade ihre Wäsche vor dem Haus aufhängt, bestätigt das ungewöhnliche Bild der Bewohner mit dem ausgeprägten Umweltbewusstsein: „Jeder, der unsere Siedlung besucht, denkt, dass hier nur Ärzte oder Ingenieure leben, dabei sind die meisten von uns Bauhackler, LKW-Fahrer und Putzfrauen.“

Clever statt Desperate Housewives

Mesud gehört auch dazu. Er baute in sein Haus eine Grundwasserwärmepumpe ein. Die kostete satte 23.000 €, trotzdem ist er von der Investition überzeugt: „Jeder Cent, den man reinsteckt, zahlt sich aus. In fünf Jahren habe ich die Kosten wieder eingespielt und die Natur schont es auch“, strahlt der Umweltliebhaber. Nachbar Zdravko hat eine Solaranlage. „Ich brauche im Sommer und Herbst das Gas fast gar nicht. Die über Kollektoren aufgenommene Energie reicht vollkommen aus, um uns durch den Winter zu bringen.“ Da können sich selbst die Desperate Housewives was abschauen.

Von Amra Dučić

Fotocredits:

Srdjan Suki / EPA / picturedesk.com