Die Tochter meines Vaters

11. September 2013

Als mein Vater nach Österreich kam hatte er weniger als hundert Schilling in der Hosentasche. Obwohl er Elektriker ist, hat er in diesem Land alles andere als das gearbeitet. Er überquerte Grenzen und forderte sein eigenes Können heraus, um aus mir etwas zu machen. Ich hoffe, dass ich eines Tages auch nur einen Teil davon zurückgeben kann.

 

Die Welt ist sein daham:

Seitdem mein Vater sechzehn ist reist er in arabischen Ländern und arbeitet. In den späten 80ern kommt er nach Österreich und fühlt sich hier wohl. Obwhol er fast kein Geld in den Taschen hat, bleibt er. Später kamen meine Mama und ich nach, ich war damals zwei Jahre alt. In einer Dachgeschosswohnung blieben wir zehn Jahre lang. Während dieser Zeit bekam ich noch zwei Brüder, und trotzdem: Die schönsten Erinnerungen meines Lebens waren in dieser 30 Quadratmeterwohnung. Sie war nicht geheizt, unser Stockbett war im Wohnzimmer, wir teilten uns zu fünft nur einen Kleiderschrank, ein Kinderzimmer gab es auch nicht, und dennoch: es war unser kleines Paradies.

 

Von Salzgurken und Wassermelonen:
Von all seinen Tätigkeiten war mir die im Prater am liebsten, ich war damals noch im Kindergarten. Er hat Salzgurken und Wassermelonen verkauft und ich habe ihm mit dem Kleingeld assistiert. Das dachte ich jedenfalls, er nahm mich nur mit, weil ich jeden anquatschte und somit Kunden anlockte! Aber auch der Job im Kursalon war nicht schlecht, immerhin kam er fast jede Nacht mit leckerstem Essen und Eistonnen nach Hause. Wir wurden dann von ihm geweckt, krabbelten aus dem Stockbett und die Nacht wurde zum Tag.

 

Der Kriegsheld:
Im Jahr 1973 war mein Vater im Krieg, um unser gestohlenes Stück Land wieder den Leuten zu geben, denen es gehört- den Ägyptern. Eigentlich war er als Arztassistent dort, aber im Krieg gibt es keine Regeln! Mitten im Krieg wurde er zum Soldat. Ich rede nicht gerne mit ihm darüber, da ihm leicht die Tränen kommen, wenn er daran denkt, wieviele seiner Freunde vor seinen Augen gestorben sind. Das einzige, was ihn überleben ließ war, dass Sinai heute und für immer ein Teil Ägyptens bleibt, und die, die gestorben sind, nicht umsonst gekämpft haben.

 

Mein Teddybär:
Heute, in einer über 100 Quadratmeter Wohnung lebend, mit einem abgeschlossenem Studium in der Hand, einen Job und einer grenzenlosen Entscheidungsfreiheit, schau ich in den Spiegel, und sehe IHN, den Mann, der mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin: stolz darauf seine Tochter zu sein. Ich werde nie vergessen woher ich komme, und was er durchgemacht hat, damit ich heute dort stehe, wo ich bin. Er wird immer ein Teil davon sein, was ich war, bin und noch werde, und das ist mir eine Ehre.

 

 

 

Meine Eltern:

Kommentare

 

Väter sind doch das Beste!

 

wow, menerva. so schön geschrieben. ich hab gerade das verlangen, meinen papa anzurufen und ihm zu sagen, wie toll ich ihn finde. :)

 

Das ist so eine schöne Geschichte! Es leben unsere Väter, die jeden furchtbaren Job gemacht haben, damit wir das eines Tages nicht müssen. Ich muss gleich meinen Papa anrufen!

 

deine eltern sind ja bezaubernd! deine mama schaut aus als wäre sie deine schwester :)

 

Hach ja, unsere Väter!
ich hab ihm das übersetzt, was ich geschrieben habe, und er hatte tatsächlich tränen in den augen.

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