Gastkommentar: Cem Aslan

23. Dezember 2015

Die Offensive des türkischen Militärs gegen die international als Terrororganisation eingestufte PKK im Südosten des Landes geht nun in die zweite Woche. Es herrscht Ausnahmezustand in den Städten Diyarbakir, Sirnak, Mardin, Cizre, Silopi und Sur. Die in die Enge getriebene Terrororganisation setzt auf einen radikalen Strategiewechsel.



Wer ist die PKK?
Die Terrororganisation ist seit 1984 für das Sterben von über 40.000 Menschen verantwortlich. Die Mehrheit der kurdischen Bevölkerung fühlt sich, anders als suggeriert, nicht von der PKK vertreten, da sie in Frieden leben möchten. Regelmäßig werden Schulen, Krankenhäuser, Ämter, Arbeitsmaschinen, öffentliche Verkehrsmittel in Brand gesetzt und Beamte sowie Sicherheitspersonal ermordet. Der Hort des Bösen ist dabei eine Terrororganisation, die weder im Sinne noch im Namen der kurdischen Bevölkerung handelt und sich dennoch als Freiheitskämpfer der Kurden deklariert.


Wie entfachte die aktuelle Situation in Cizre?
Die Anfänge setzte Leyla Imret, die 2013 aus Deutschland ausgewanderte Bürgermeisterin von Cizre, mit ihrer Aussage: „Cizre befindet sich in einem Bürgerkrieg gegen die Türkei." In denselben Tagen rief die PKK ihr „Autonomiegebiet“ in diesen Städten aus. Es wurden Schützengräben und Barrikaden erbaut, sowie Straßenschlachten der teils schwer bewaffneten PKK gegen Sicherheitskräfte geliefert. Die Auseinandersetzungen verlagerten sich in einen der zentralen Bezirke Diyarbakirs (Sur), in ein Gebiet, in dem der PKK besonders viele ideologische Gegner entgegenstehen.


Was ist das aktuelle Ziel der PKK?
Durch das Entfachen eines breitflächigen Aufstandes möchte die geschwächte Terrororganisation die Zivilbevölkerung für ihre Zwecke missbrauchen. Durch Brandanschläge auf Schulen, Moscheen und Krankenhäuser provoziert man das Volk, um einen Bürgerkrieg anzuzetteln. In Europa versucht man diesen Umstand so darzustellen, als ob das türkische Militär eine ethnische Säuberung beginge und Zivilisten das Ziel wären. Derartig unmoralische Vorwürfe fallen in Europa, in dem die PKK-Propaganda bereits seit Jahren auf höchster Ebene erfolgreich durchgeführt wird, auf fruchtbaren Boden. Nur allzu gerne erfreut man sich unselektiert über negative Äußerungen gegenüber der Türkei.


Wohin führt die Situation?
Die PKK konnte erwartungsgemäß die lokale Bevölkerung nicht für einen Bürgerkrieg gewinnen. Das gezielte und rigorose Eingreifen der türkischen Spezialeinheiten gegenüber den Terroristen hat gefruchtet und ein blutiger Bürgerkrieg konnte verhindert werden.
Nur in einer sicheren Region kann eine gute Infrastruktur und ein egalitäres Bildungssystem bestehen, das eine immense Rolle für die Gleichberechtigung der kurdischen Bevölkerung spielt. Das wiederum schützt besonders junge Menschen davor, in die Hände einer blutigen Terrororganisation zu geraten.
Es ist von existenzieller Bedeutung für die Welt zu verstehen, dass es keine „guten“ Terroristen gibt. Denn schlussendlich ist es diese Art von Doppelmoral, die dem Frieden im Weg steht und der Grund für unermessliches Leid ist.

 

Cem Aslan ist Vorsitzender des Vereins "Union of European Turkish Democrats", der dem türkischen Präsidenten nahesteht.

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Hier geht's zum Kommentar von Mevlüt Kücükyasar vom "Rat der Kurdischen Gesellschaft", FEYKOM.

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