Liebe auf Distanz. Kann das gut gehen?

08. März 2011

Make-Up noch ein letztes mal zurechttupfen, die schicke, neue Bluse glatt streifen, Kamera an und ACTION!

So gehts bei uns zu Hause schon seit Monaaaten zu. Pünktlich um 20h trifft sich mein liebes Cousinchen nämlich immer mit ihrem Freund, per skype. Sie erzählen sich von ihrem Tag, lachen, flirten, necken sich, schicken einander Bussis und wünschen sich schließlich um 22/23h eine gute Nacht. Ein ganz normales Date zwischen zwei Verliebten eigentlich,-eigentlich, denn, dass meine Cousine oben zwar super aufgetackelt aber unten, in Jogginghose und Omaschlapfen statt High-Heels vor der Cam sitzt, weiß ihr Schatzi ja nicht. Dass sich die Luftküsschen per Webcam aber nicht wie wahre Küsse anfühlen, das spüren sie beide. Dass keine, noch so hochauflösende Webcam, den anderen einem näher bringt, sodass man seine Wärme spüren kann, erleben die zwei schon seit Monaten.

Meine Cousine und ihr Freund führen eine Fernbeziehung. Sie gehört zu den vielen Mädls, die sich im Heimaturlaub verliebt haben, und aus der Sommerromanze mehr wurde. Man versprach sich die ewige Liebe, nichts könne einander trennen, keine Kilometer die zwischen ihnen lagen, im Herzen waren sie doch stets vereint. Man ermutigte sich, eine Fernbeziehung sei nicht so schlimm, in den Ferien würden sie einander besuchen, die Zeit würde rasch vergehen, und es gab ja auch noch skype und msn. Die Worte klangen glaubwürdig, als sie sich noch in Bosnien, in einer festen Umarmung gaben. Doch jetzt, sie in Österreich, er in Bosnien, beneidet man die schmusenden Pärchen in der U-Bahn, die Verliebten im Freundeskreis. Nach einem harten Tag, kann man nicht einfach in die Arme seines Partners fallen und sein Herz ausschütten, man kann höchstens in msn gehen und schauen ob er auch online ist.

Noch überwindet die Liebe jedes mal die Zweifel, doch wie lange noch, frag ich mich? Meine Freundin Zeynep hat ihre Fernbeziehung  aufgegeben. Liebe auf Distanz funktioniert nicht. Man stellt es sich leichter vor als es ist, sagt sie. Doch bei ihr hat die Trennung weniger mit der Entfernung an sich zu tun, als vielmehr, dass sie, als sie für längere Zeit in der Türkei bei ihrem Freund war, gemerkt hat, dass sie beide gar nicht zusammenpassen. Per skype merkst du nichts von seinen Alltagsmacken, bist du dann bei ihm, rauben sie dir jeden Nerv. Nach 3 Jahren Fernbeziehung, hat sie erst in den drei Monaten, in denen sie  zusammen in der Türkei waren, germerkt, dass er nicht der Richtige ist. Nie wieder will Zeynep eine Fernbeziehung beginnen, das hat sie sich geschworen.

Dass es auch noch Happy-Ends gibt, beweist meine Arbeitskollegin Dragana. Sie hat ihren Schatz, zu Hause in Serbien kennengelernt und mit ihm 4 Jahre eine Fernbeziehung geführt. Klar gab es Streß, die Frage nach der Zukunft war Hauptthema Nr.1. Wer zieht zu wem? Ihr Freund kann kein Deutsch, hat in Serbien einen guten Job, seine Familie und Freunde - und bei Dragana dasselbe, nur eben in Österreich. Schlussendlich ist er dann doch zu ihr gekommen, er ist ja der Mann, sagt sie. Dass er ihr das irgendwann einmal vorwerfen wird, davor hat sie dennoch Angst. Bis jetzt hat er sich aber recht gut in Österreich eingelebt und die beiden sind glücklich, endlich zusammen sein zu können. 

Wie es bei meiner Cousine und ihrem Herzblatt ausgehen wird, das weiß ich nicht. Ich für meinen Teil, könnte mir aber nicht vorstellen eine Beziehung auf Distanz zu führen. Es fehlen einem doch die Berührungen, die spontanen Momente. Zu einem skype-Gespräch muss man sich verarbreden, und was, wenn dann einer einmal keine Lust zum Chatten hat? Ich weiß ja nicht...

Was sagt ihr dazu, kann Liebe, trotz tausenden von Kilometern die zwischen Zweien liegen, funktionieren? Oder ist so eine Beziehung von Anfang an zum Scheitern verurteilt, da einer von beiden immer den Kürzeren ziehen wird?

Kommentare

 

ich glaube nicht, dass das wirklich gut gehen kann.. ich meine, ausnahmen bestäigen die regel, aber kann man das wirklich beziehung nennen? was verstehen wir heutzutage unter dem begriff beziehung? beziehung heißt für mich, den partner in seiner nähe zu haben, sich beizustehen, zu streiten, sich zu versöhnen, sich treu zu bleiben, sich zu vertrauen, zeit, viel und gerne zeit miteinander verbringen, den alltag zu bewältigen und und und.. kann man das mit jemanden, der ein komplett anderes leben hat? in einem anderen land? der mit anderen problemen zu kämpfen hat? und wie ist es dann, falls man sich wirklich mal einigt, zusammenzuziehen? man kennt den anderen ja gar nicht RICHTIG.. man muss sein leben nicht völlig nach dem partner richten, zu viel des guten soll es ja auch nicht sein.

trotzallem: heutzutage ist der begriff beziehung dehnbar.. offene beziehung, sexbeziehung, on-off beziehung blablabla also warum nicht fernbeziehung? jeder, der sich dazu bereit fühlt, und daran glaubt, dass es klappt, hat meinen segen.. aber man sollte auf keinen fall zu viele hoffnungen reinstecken..

 

als dass nichts anderes menschliches zwischen die beiden kommt. sie wird es schwer haben wenn sie sich mal an eine schulter lehnen möchte - der bildschirm ist nicht so ganz geeignet.

ist in solch einem moment real jemand vorhanden, dann wird diese virtuelle sache sehr schnell verblasst sein.

 

ich schätze, dass die veriebtheit, während man skypt, ziemlich intensiv ist..
wir neigen dazu, spreche auch aus eigener erfahrung, dass wir in menschen ein perfektes bild proizieren, obwohl wir ihn nicht gut kennen.
solange man keine gelegenheit bekommt, mit dem intensiv und lange zeit zu verbrigen, träumt man von berührungen und romantik in tagträumen. und die sind meistens so perfekt, dass man sich noch mehr in diese verliebtheit reinsteigert, als man sich jeeeeh wirklich real reinsteigern könnte.

meine cousine hat sogar eine fernbeziehung geheiratet.
bist du narrisch, woarn des romantische momente über skype. liebeslieder wurden per link verschickt alla "jedes mal wenn ich das höre, sehe ich dein schönes gesicht"

und die hochzeit folgte auch kurz danach. also keine möglichkeit sich intensiv kennen zu lernen.
und jetzt hat sie der alltag eingeholt.
sie wohnt eigentlich mit einem perfekten skypebild eines mannes zusammen, dessen macken sie erst jetzt, nach dem unterschreiben des ehevertrags, kennenlernt.

für mich wär eine fernbeziehung nichts. ich war zwar auch mal verliebt habe davon geträumt,, wie es wohl wäre, wenn er in meiner nähe wohnen würde. aber früher oder später stellte sich das ganze als flopp heraus.
heute bin ich mir bewusst, dass ich ein bild dieses menschen konstruiert habe, das nie der realität entspricht.
hätte ich die möglichkeit gehabt ihn gleich intensiver kennen zu lernen, wäre ich schnell draufgekommmen, dass er nichts für mich ist.
und dieses phantasiebild dieses perfekten menschen, der für einen bestimmt zu sein scheint, hätte es nie gegeben.

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