Migranten-Melancholie

09. März 2014

Ich schätze, ich bin gerne mal melancholisch. Die Melancholie soll mich nur nicht beherrschen aber ab und an lasse ich sie zu. Doch die letzten Tage hat sie mich überrannt.

Es sind diese Tage in der Woche, im Monat, im Jahr, im Leben, die wohl jede/r mit jeglichem Migrationshintergrund durchmacht: Ich fühle mich in keinem meiner beiden Länder zuhause.

Letzte Woche in Wien wurde mir mal wieder bewusst, dass es Leute gibt, die mich niemals als Österreicherin sehen werden, egal wie zugehörig ich mich fühle oder wie Wienerisch ich spreche. Sie finden, ich gehöre hier nicht her oder zumindest nicht so sehr wie sie. Und wo man nicht willkommen ist, fühlt man sich auch nicht heimisch.

Zum Glück kann ich ja zeitweise ausweichen, also packe ich meine Koffer und zisch' ab. Am Belgrader Flughafen angekommen, strahle ich übers ganze Gesicht. All diese Menschen, die diese Sprache sprechen, die mir so viel bedeutet. Einer von ihnen reißt einen Schmäh und singt eines meiner Lieblingslieder. Oh ja, das habe ich vermisst.

Ein paar Tage Dorfweisheiten und Politikpropaganda später kommt das Gefühl wieder hoch: Ich gehöre hier nicht hin.

Und es wird vermutlich für immer so bleiben. Migrantenschicksal halt. Was mir übrigbleibt, ist die Möglichkeit, hin und her zu pendeln. Ich hoffe ehrlich, dass mir das genügt. 

Blogkategorie: 

Das könnte dich auch interessieren

Foto: Zoe Opratko
Zum Abschied gibt es kein Trompeten­...
Foto: Marko Mestrović
Ob Hijabi-Style, koschere Perücken oder...
Foto: Marko Mestrović
Nicht über die Communitys zu sprechen,...

Anmelden & Mitreden

6 + 5 =
Bitte löse die Rechnung