No Country for old men - Filmkritik

04. März 2008

 

 

Meisterwerk oder was? Die Coenbrüder, bekannt für skurrile Charaktere und schräge Filme haben mit dem spät Western No country for old men bei den diesjährigen Oscars ganze vier Trophäen abgestaubt. Und doch stellt sich die Frage: zurecht?

Nachdem Joel und Ethan Coen nach äußerst bescheidenen Ausflügen ins Komödiengenre von Kritik und Publikum geohrfeigt wurden, haben sie mit ihrer aktuellen cineastischen Ausgeburt zurück zu ihren blutigen Wurzeln gefunden. Filmperlen wie Fargo, Barton Fink oder Big Lebowski, sind inzwischen Kult. Werke die sich eher den Abgründen der menschlichen Seele und der grenzenlosen Gier der modernen Gesellschaft gewidmet haben.

In eine ähnliche Kerbe schlagen die Coens mit ihrem vorliegenden Stück. Der Plot ist geradlinig und nicht wirklich unbekannt. Im Stile eines modernen Westerns erzählen sie die Geschichte des Llewelyn Moss (Josh Brolin). Einen typischen Vertreter der Spezies „White Trash“, einen im Trailerpark hausenden Sinnbild des amerikanischen Loosertums. Was er in der texanische Wüste so findet, ist der Beginn einer selten intensiven Treibjagt.

Ein Koffer samt 2 Millionen Dollar Inhalt, aus einer missglückten Drogenübergabe, wird für Moss zum vermeintlich glücklichen Fund. Denn Drogengeld verschwindet nie ohne von seinen Urhebern vermisst zu werden. Und so wird der psychopathische Killer Anton Chigurh (Javier Bardem) darauf angesetzt, den aktuellen Inhaber des Geldes ausfindig und viel mehr noch unschädlich zu machen.

 Als langer Arm des Gesetzes fungiert ein altersmüder Ed Tom Bell (Tommy Lee Jones), als Sheriff mit Ausblick auf Ruhestand. Immer einen Schritt hinter dem Gejagten und seinem Jäger, verfolgt er die gewaltige Spur des Auftragsmörders Chigurh. Dieser verrichtet seinen Job in nahezu ähnlich stoischer Ruhe, wie man es von Arnold Schwarzenegger als Terminator nicht besser erwarten könnte. Doch umso erschreckender ist das exzessive Gewaltpotenzial, das dieser sinistre Charakter in sich birgt. Die schicksalhaften Ereignisse verbinden sich letzten Endes in einem überraschenden Finale und lässt das Publikum auf keinen Fall kalt.

No Country for old men ist ein Film, der den Zuseher in den Sessel drückt und mit jeder Minute ein größeres Unbehagen in seiner Magengegend schürt. Vor allem Javier Bardem als Killer mit philosophischem Einschlag ist ein Ereignis für sich selbst. Selten wurde rohe Gewalt in so drastischen Bildern vermittelt, wie die Coenbrüder im Stande waren es darzustellen. Josh Brolin und Tommy Lee Jones zeigen grundsolide Leistungen und verleihen dem Film zusätzliches Gewicht.

Bei aller kritischer Akzeptanz wird der Film doch für einigen Zweispalt beim Publikum sorgen, denn die formale Hülle dieses Films ist als relativ ungewohnt zu bezeichnen. Nur sehr langsam entfaltet sich die Story und wird von einem sehr hintergründig eingesetzten Soundtrack begleitet. Bei zahlreichen Zusehern könnte dieser Fakt, dafür Sorgen das eine oder andere mal auf die Uhr zu sehen. Eine Tatsache die auch vom völlig irreführend geschnittenen Trailer unterstützt wird.

Trotzdem ist ein Besuch dieses in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen Films zu empfehlen, denn ein ähnlich ungutes Gefühl in der Magengrube wird einem nur bei einer besseren Achterbahnfahrt oder einer Polizeikontrolle im volltrunkenen Zustand geboten. Wer also mal Kino mit garantiertem Fearfactor genießen möchte ohne dafür gleich hinter schwedische Gardinen wandern zu müssen, sei dieser Film schwerstens ans Herz gelegt. Allen anderen sei ein Besuch des Staatsopernballets empfohlen.

Kommentare

 

ich fand den nicht so toll, da hat mir der übliche cohen-humor gefehlt.

sogar millers crossing und barton fink waren für mich besser als no-country

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xxxxx

 

sogar Millers Crossing??? Für mich einer der besten Coen-Produktionen, zusammen mit Fargo und natürlich den "Dude"

 

du hast natürlich recht, amar. wollte millers crossing nicht runter machen, den mag ich sehr gerne.

ich hätte besser geschrieben ...

millers crossing ist die viel besser und sogar barton fink war für mich besser als no-country

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