Sepp und seine Regeln

04. März 2016

 

   

Der Hotelier und Neos-Politiker Sepp Schellhorn hat Flüchtlinge in einem leerstehenden Mitarbeiterquartier in Bad Gastein aufgenommen. Dort besuchen sie Deutsch-Kurse, feiern das Fastenfest und gehen mit dem Alpenverein wandern. Allerdings: Wer sich nicht an die Regeln hält, fliegt.

 

Kommentar von Sepp Schellhorn

 

 

Anfang Juni stiegen vor meinem Mitarbeiterhaus in Bad Gastein 32 Flüchtlinge aus einem Bus. Der Busfahrer ließ mich eine Bestätigung unterschreiben, so als hätte ich gerade eine Lieferung Bier bestellt. Das Gepäck der Flüchtlinge bestand aus einem Plastiksackerl mit Orangen und kaputten Flip-Flops an den Füßen. In sechs Monaten wurden wir zu einer Gemeinschaft. Das war nicht immer leicht, aber eine lohnende Erfahrung für uns alle.

 

32 Männer zwischen 17 und 47 Jahren aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, Pakistan und Somalia lebten in unserem Mitarbeiterhaus. Keiner der Flüchtlinge sprach Deutsch, nur wenige Englisch. Die Bevölkerung war skeptisch, der Bürgermeister protestierte gegen die Flüchtlinge in seinem Ort. Wie haben wir es also geschafft, das Zusammenleben erfolgreich zu meistern?

 

Sepp Schellhorn
bereitgestellt

 

  • Offene Türen: Zwei Mitarbeiter, Pauli Hallander und Anni Gahschitter, betreuten die Flüchtlinge von Beginn an und waren rund um die Uhr vor Ort und für Fragen und Anliegen erreichbar.

  • Demokratie und Selbstbestimmung: Jede Nation wählte einen Sprecher, die Sprecher wählten einen „Bürgermeister“. So wurde der syrische Arzt Amjad zum Sprecher der Bewohner. Erfolgreiches Miteinander lebt von Eigenverantwortung und Mitbestimmung– aber nach unseren Regeln der Demokratie.

  • Klare, für alle geltende Regeln: Wir haben eine Hausordnung aufgestellt und dazu mit Piktogrammen gearbeitet, etwa bei der Mülltrennung. Wir haben einen Putzplan erstellt und von Beginn an eine Besucherregelung festgelegt. Übernachten durfte der Besuch nur in Absprache mit Pauli und Anni.

  • Konsequenzen bei Regelverstößen, denn sonst hätten wir uns die Regeln ja sparen können. Wurde der Putzplan nicht eingehalten, wurde das wöchentliche Verpflegungsgeld erst dann ausbezahlt, sobald der Betreffende sein Zimmer wieder in Ordnung gebracht hatte. Bei Verstößen gegen die Besucherregelung gab es eine Abmahnung und bei wiederholten Verstößen den Verweis aus dem Haus – auch das kam einmal vor.

  • Beschäftigung und Struktur: Wir haben von Beginn an den Tagesablauf strukturiert. Es gab täglich Deutschkurse und wöchentliche Fixpunkte wie den Koch- und Servicekurs oder die laufenden Treffen mit den freiwilligen Helfern. Wir haben nach den Ideen der Flüchtlinge Events organisiert, etwa das Fastenbrechenfest und Wandertage mit dem Alpenverein.

 

Wir haben uns auf die Flüchtlinge gefreut und gleichzeitig war uns bewusst, dass das jetzt kein Spaziergang wird. Ich glaube, diese Haltung hilft und macht Integration zu einer Erfahrung, die alle Beteiligten bewegt und für ihr weiteres Leben prägt.

 

 

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