Spätestens seit dem Guttenberg-Skandal in Deutschland, fängt man an sich zu fragen, was bedeutet so ein Titel eigentlich wirklich? In der Gesellschaft ist man angesehener, keine Frage, man setzt einen Akademischen Grad mit Erfolg, Intelligenz und Macht gleich. Ein Dr. vor deinem Namen öffnet dir Türen, die dir sonst wahrscheinlich verschlossen geblieben wären. Man wird bevorzugt, erwähnt man seinen Titel, wird man gleich anders behandelt, plötzlich ist doch noch ein Termin beim Arzt frei, aufeinmal steht man gar nicht mehr auf der Warteliste, man entgegnet einem höflicher und zuvorkommender, ja, so ein Titel macht schon einiges her.

Aber ist ein Mensch wirklich mehr wert aufgrund dieses Kürzels vor seinem Namen? Natürlich nicht! Trotzdem scheinen das manche Menschen noch nicht so ganz begriffen zu haben. Wenn Eltern die Schularbeiten ihrer Kinder mit Dr.phil. Mustermann unterschreiben, oder sich in der Apotheke aufregen, weil die Pharmazeutin sie nur mit Frau Krüger angeredet hat und nicht mit Frau Dipl.Ing. Krüger, dann muss ich schon den Kopf schütteln. Aber die Einstellung dieser Leute kommt ja nicht von irgendwo, wir, die Gesellschaft, unterstützen sie darin. Hast du einen Titel, hast du unseren Respekt, wirst besser behandelt und bevorzugt.

Dass so ein Akademischer Grad aber gar nicht soo schwer zu erwerben ist, und unsere Hochachtung nicht wirklich verdient, deckte neulich eine Reportage auf einem deutschen Fernsehsender auf. Ghost-Writer sprachen darüber, wie sie für einige tausend Euro dutzende Dissertationen verfassen und sich damit reich verdienen. Veranstalter boten "Doktor-Fahrten" an, bei denen man sich in Mexiko seinen Doktor-Titel zu Pool-Partys und leckeren Cocktails erkaufen kann, daraus wurde eine Art Maturareise, inklusive feierlicher Titel-Verleihungszeremonie gemacht. Nach einer Woche kehrt man dann braun gebrannt, erholt und um einen Dr.-Titel reicher, zurück in den Alltag.

Natürlich haben sich andere ihren Titel hart und ehrlich erarbeitet, trotzdem sollte man auf dem Boden bleiben und sich nicht nur auf das reduzieren. Ich habe zum Beispiel einen Uni - Professor, der uns am Anfang des Semesters eine total süße Mail geschrieben hat, in der er meint, wir sollen uns bitte nicht damit belasten, wie wir ihn in unseren Mails anreden sollen, ein einfaches "Lieber Herr SoundSo" genügt vollkommen. Er  meint, die Titel lenken nur ab, und viele Studenten würden  zwar Fragen per Mail stellen wollen, aber weil sie dann nicht genau wissen, wie man den Professor jetzt richtig anredet, lassen sie es, und genau das will er damit verhindern. Fand ich auf Anhieb sympathisch den Mann! Und mein Französisch Prof. hat uns mal erklärt, dass er überhaupt kein Fan von Angebern dieser Sorte ist, aber er manchmal auch seinen Titel zum Vorteil ausnutzt, weil er einfach weiß, würde er nur seinen Nachnamen nennen, würden ihm gewissen Dinge nicht ermöglicht werden.