Verbindet uns Hass?

23. Juli 2014

Die Ereignisse im Nahen Osten lassen niemanden kalt, auch mich nicht. Ich verfolge die Betroffenheit in meiner eigenen Community und bin besorgt: Hass, billige Parolen und Hetzkampagnen schütten Öl ins Feuer, helfen dem palästinensischen Volk aber wenig!

 

Auch wenn nicht alle sich dem Posting-Wahnsinn auf Facebook etc. hingeben, so sind wir alle betroffen von den Nachrichten aus Israel und Palästina. Besonders die türkische Community zeigt sowohl im Netz, als auch aktiv auf den Straßen, ihren Unmut zur aktuellen politischen Lage in Nahost. Das ist gut so. Menschen sollen gegen Unrecht einstehen, wenn sie es so empfinden. Den rassistischen Ton, der dabei mitschwingt, finde ich jedoch mehr als bedenklich! Die Art und Weise, wie wir mit unserer Kritik, ob online oder offline, hausieren gehen, ist unreflektiert und grenzwertig. Die Politik Israels zu kritisieren, den Mord an Zivilisten zu verdammen oder auch die Okkupation palästinensischer Gebiete kritisch zu hinterfragen, finde ich legitim und nicht antisemitisch. Aber, „Der Ton macht die Musik!“. Jeder sollte sich im Klaren sein, dass Kritik und Hass zwei Paar Schuhe sind.

 

"Schade, dass er sein Werk nicht vollenden konnte."

Ich bin mir bewusst, dass Menschen, die unmittelbar vom Konflikt betroffen sind, einen anderen Zugang haben und eine andere Wahrnehmung.  Gerade diese Menschen auf meiner Facebook-Liste sind komischerweise diejenigen, die auch am sachlichsten argumentieren.  Aber dann sind einige andere, die ein treffendes Spiegelbild eines großen Teils der Community bieten. Sie argumentieren, kommentieren, hetzen und teilen wie wild. Emotionsgeladene Bilder von toten Kindern, Videos von Bombenangriffen und Hasszitate à la Hitler wie „Schade, dass er sein Werk nicht vollenden konnte!“ oder „Keep calm and F.ck Israel“ , ganz zu schweigen von den Boykottlisten israelischer Marken. Welche Wirkung diese Hassbotschaften auf die Menschen haben sollen, leuchtet mir nicht ein.

 

Solidarität vertragt keinen Rassismus

Denken wir wirklich, dass Hasstiraden, auch mit Bildern und Auszügen aus dem Koran untermalt, ein Ende des Konfliktes bringen können. Was will man den Menschen damit mitteilen? Kann mir das jemand erklären? Hass kann nur Gegenhass generieren. Laufen wir nicht Gefahr, dass auch berechtigte Kritik durch diese hasserfüllte Rhetorik an Aussage verliert? Zweifelhaft bleibt, ob man mit derartiger Rhetorik tatsächlich Menschen zum Nachdenken - geschweige denn zum Umdenken, anregen kann. Das Wort „Solidarität“ verträgt sich nicht gut mit Rassismus und Hass, auch nicht, wenn man sie mit Bildern von toten Kindern untermalt!  

Kommentare

 

Ich hoffe, dass der Artikel bei den Beteiligten Eindruck hinterlässt...

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