Verliebt, Verlobt - Und dann versauen es die Eltern

21. Oktober 2020

Social Distancing. Eine Empfehlung, die am Balkan viele Liebeskrisen verhindern würde.

Von Ivana Cucujkić

Die ersten Monate in einer Partnerschaft sind aufregend. Intim. Und gehören nur den zwei Frischverliebten. Das sehen Beziehungsexperten bestimmt auch so. Mit dieser absurden These sind Jugo-Eltern aber wenig einverstanden. Dem jungen Liebesglück ruhige Zweisamkeit gönnen? Pah! Verschwörungstheorien… Denn nicht nur die Verliebten sind verliebt. Die Eltern sind es auch. In der Hoffnung auf eine baldige Hochzeit, die längst fälligen Enkelkinder und den familiären Status-Update bei der lokalen High Society: Hey, bei uns gibt’s News. Unser Jüngster kommt unter die Haube, Bitches!

 GUCCI FÜR DIE SCHWIEGERTOCHTER

Während also Ms. und Mr. Charming noch an ihrem Beziehungsstatus zweifeln und infrage stellen, ob ein gemeinsamer Haushalt nach einem halben Jahr die beste Idee des Jahres ist, überbieten deren Eltern einander in den Gesten der Großzügigkeit: Die Schwiegertochter in spe wird mit offenen Armen empfangen, umworben, beschenkt. Eine Michael-Kors-Tasche hier, ein Schmuckset von Swarovski da und ein hochpreisiges Präsent aus der Parfümerie für zwischendurch. Das neue Familienmitglied soll ja bei Laune gehalten und ihre Eltern beeindruckt werden. Für sie soll es Gucci-Taschen regnen.

NIX ABSTAND. NIX SCHRITTWEISE.

Die Sorge, sich emotional in ein Gestrüpp aus Erwartungen an ein verzerrt harmonisches Großfamilienidyll zu verheddern, spülen die Väter mit dem Selbstgebrannten von Unten runter. Und die Mütter, Beziehungsstatus BFFs, die posten eifrig pinke Glitzerhasen-Guten-Morgen-Gifs in der neuen Familien WhatsApp-Gruppe. Gesund ist das nicht. Zuviel Nähe kann krank machen. Das sollte seit März 2020 doch wohl mittlerweile allen klar sein. Die Covid-19-Regeln auf den Umgang mit den Schwiegereltern umzulegen würde so manche Jugo-Ehe retten. Emotional-Distancing rettet Lieben. Gehen wir auf Abstand, so bleiben wir zusammen. Am besten in Form eines ausgewachsenen Elefanten. Das ist zumindest meine (private) Erkenntnis aus jahrelanger Milieu-Forschung. Mit Argumenten kommt man bei Jugo-Schwiegereltern aber genauso wenig weiter wie bei Verschwörungstheoretikern.

MEIN TANZBEREICH. DEIN TANZBEREICH.

In der aktuellen Pandemie sollte man einfach von jenen lernen, die es besser machen. Von ziemlich allen westeuropäischen Familien zum Beispiel. Da treffen zwei Menschen aufeinander, verlieben sich, wollen heiraten und führen erstmal einige Jahre eine Beziehung. Ziehen zusammen. Heiratsantrag. Verlobungszeit. Und frü-hes-tens HIER treffen die Eltern zum ersten Mal aufeinander. Schön auf Distanz. Mein Tanzbereich, dein Tanzbereich. Deine Hochzeitsliste. Meine Hochzeitsliste. Vom glücklichen Paar entschieden und abgesegnet. „Hat uns sehr gefreut. Wir sehen uns dann an Weihnachten wieder!“ Klingt nach Vernunft und Diskretion. Diese Pflichtimpfung würde ich sofort unterstützen!

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