Viel Blut, kein Honig

05. März 2012

Angelina Jolies Regiedebüt "In the land of blood and honey" spaltet die Gemüter. Während in Serbien gerade einmal zwölf Leute den Film sahen, pilgerte halb Bosnien zur Kinoprämiere nach Sarajevo. Ich war dabei -  und blieb innerlich leer.

 

Detaillierte Vergewaltigungsszenen, die keine Demütigung der Frauen auslassen, ein serbischer Soldat der genervt ein Kind über den Balkon wirft, heulende Frauen, skrupellose Soldaten und mittendrin ein bosnisch-serbisches Paar, dessen Liebe auf eine harte Probe gestellt wird - und schlussendlich zerbricht.

 

Jolie versucht in "In the land of blood and honey" die schonungslose Brutalität des Krieges abzubilden. Kein Kitsch, nur pure Grausamkeit, Krieg eben. Es ist ihr nicht besser oder schlechter als anderen Filmemachern gelungen, die sich vor ihr mit der Materie Krieg auseinandergesetzt haben. Trotzdem fehlt hier etwas: ihr Bezug dazu.

 

Warum sollte ihr, der Hollywood-Diva, ein besserer Film über den Bosnienkrieg gelingen, als den vielen bosnischen Regisseuren deren Vergangenheit vom Krieg geprägt war? Ich dachte mir in jeder Sekunde dieses Films: "Was weißt du schon! In Wirklichkeit war es viel schlimmer."

 

Leere Blicke

 

Und während mich meine österreichischen Freundinnen, nachdem sie den Film angesehen hatten, heulend anriefen, blieben die Frauen und Männer neben mir im Kinosaal Sarajevos ruhig. Emotionslos ließen sie jede Szene über sich ergehen, blieben nach dem Abspann gar nicht lang sitzen und verließen ohne Diskussion den Saal. Tief in ihren Augen sah ich viel schlimmere Dinge, als dieser Film je zu zeigen vermochte.

 

Einer Frau fiel zum Film nur so viel ein: "Jetzt wird die ganze Welt bei Bosnien an Krieg denken." Sie nahm ihren Mantel und ging. Ihr wäre es wohl lieber gewesen, Jolie wäre als Touristin und nicht als Kriegsbotschafterin gekommen und hätte schöne Bilder von Bosnien in die Welt hinausgetragen. Denn eines können die Einwohner Sarajevos gar nicht leiden: die mitleidigen Blicke ihrer Kriegstouristen.

Kommentare

 

der titel deines blogs triffts perfekt

 

Ich kann deine Kritik gut nachvollziehen. Der Film ist solide in seiner Machart, mechanistisch strikt ausgefeilt, und widerspricht gerade darin seiner Aussage, die dann plötzlich trivial in der Luft hängt. Aber darum geht es auch garnicht. Jolie ist nichts übelzunehmen. Im Gegenteil, man soll ihr Respekt zollen für so ein mutiges Projekt...

 

Ich habe großen Respekt gegenüber der Frau Jolie, sie hat als einzige den Mut gehabt diesen Krieg zu verfilmen, egal ob sie dabei war oder nicht. Natürlich könnte sie nicht einmal im Traum erahnen wie schlimm es in Wirklichkeit war.

Doch dieser Film musste sein, es sollte ein ANDENKEN an all die vergewaltigten, grauenvoll getöteten und jetzt trauernden sein,

da ja genau dieser Krieg so schnell vergessen wurde.

 

Wurde Serbien von Europa zur Rechenschaft gezogen? Der wegen tausendfachen Mordes als Kriegsverbrecher gesuchte bosnisch-serbische Ex-General Ratko Mladic wurde erst vor kurzem in Serbien gefasst, quasi "kurz" nachdem die EU bekannt gegeben hat dass ein Beitritt Serbiens erst nach der Festnahme von ihm möglich ist !

Doch das ist jetzt nebensächlich..

 

zum Film wieder:

Ich finde die Gräueltaten mussten in Grenzen gehalten werden, da sonst ja der Inhalt, die Geschichte dahinter, eigentlich verloren ginge.

Die Absicht, die Botschaft die Frau Jolie geben wollte, sollte nicht unbedacht bleiben!

 

Also Frau Jolie ist gewiss nicht die Einzige, die den Mut gehabt hat diesen Krieg zu verfilmen. Es gibt sogar einige Filme, die sich mit dem Bosnienkrieg befassen; der erfolgreichste dürfte bis heute "No Man's Land" sein. Und einige, die sich mit der Nachkriegszeit befassen, z. B. "Whistleblower". Was aber "In The Land Of Blood And Honey" auszeichnet ist schlicht und ergreifend Angelina Jolie. Hätte jemand anderes gerade einen Film zu dem Thema gemacht, wäre das mediale Interesse nicht ansatzweise so groß gewesen. Und deshalb bewundere ich sie. Nicht wegen dem Film an sich, sondern weil damit die Welt mal ihren Blick auch auf Bosnien richtet, was sonst eher selten vorkommt. Egal, ob sie dabei war oder nicht oder ob ihr Film toll ist oder nicht.

 

@Melisa: Danke für den Blog. Ich hab schon die ganze Zeit einen zu dem Film vermisst ;-)

 

Renes Meinung, dass Jolie die einzig Mutige sei, zeigt doch nur, dass die dutzenden Kriegsfilme der Balkanregisseure, egal wie gut sie sind, niemals weltweit bekannt werden können. Da braucht es halt (leider) eine Hollywood-Schauspielerin, die sich der traurigen  Vergangenheit unserer Leute annimmt um dem Rest der Welt die Augen zu öffnen..

 

Hut ab vor Frau Jolie, die sich das kleine Bosnien und ihre Geschichte ausgesucht hat, um einen Film zu drehen.

Jedoch bin ich auch der Meinung dieser Frau die sagte, "Jetzt wird die ganze Welt bei Bosnien an Krieg denken." Denn so ist es! Ich glaube die Leute sind es generell Leid immer wieder an den Krieg erinnert zu werden. Er war brutal jeder der dabei war ist für sein Leben gestraft, aber die Zeit für eine Zukunft die Bosnien durch andere Qualitäten bekannt macht und auszeichnet ist da...

 

 


Habe mir den Film am Samstag in der Originalfassung angeschaut... hat mir nicht getaugt...


 


Mein Respekt gilt der Regisseurin die sich mit dem Thema beschäftigt hat - jedoch fehlte vorn und hinten sehr viel...


 


Die Schauspieler fand ich nicht berauschen, außer Rade Serbedzija vielleicht - der seiner Rolle doch überzeugend dargestellt hat.


 


Wahrscheinlich haben wir vom Krieg zu viel mitbekommen und kennen schlimmere Situationen als die, die im Film gezeigt werden und fanden ihn deshalb eher lahm.


Persönlich finde ich, gab es in der Vergangenheit innerhalb Bosniens mindestens dutzend Filme, die um einiges besser waren.


 


Auch in der Lugner-City blieben die Gemüter eher ruhig und teilnahmslos. Schockierend fand keiner den Film. Die Idee des Films ist für mich persönlich sehr realitätsnah – die Durchführung leider gar nicht.  

 

wie unterschiedlich die Reaktionen zum Film sind.

Als ich mir den Film angesehen habe, waren zwar die meisten im Kinosaal gefasst, aber es gab dann doch einige, die emotional fertig waren. Die Bilder können einen nicht komplett kalt lassen, auch wenn man sich den Film stillschweigend ohne jede Gefühlsregung angesehen hat. Der Kopf beschäftigt sich mit gewissen Szenen noch tagelang und das löst jeder Flim aus, in dem das Thema Krieg behandelt wird.

 

Im großen und ganzen hat Angelina Jolie,als Außenstehende einen guten Film auf die Leinwand gebracht. Natürlich kann ein Film nie die tatsächliche, brutale Realität wiedergeben, es ist nun mal ein Film. Die Wirklichkeit ist immer schlimmer. Was es jedoch eindeutig zu kritisieren gibt, ist die Geschichte. Wenn man es schon als "Lovestory" in Zeiten des Bosnienkrieges verkauft, dann wünsche ich mir auch etwas mehr Hoffnung für die Liebe.

 

Ich sehe da überhaupt keine Liebesgeschichte! Er ist vielleicht in sie verliebt, aber sie bekommt doch gar keine Chance sich darauf einzulassen..

 

dem ist nichts hinzuzufügen!

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