"Wir alle sind Wien!" Justizminsterin Alma Zadić im Interview

23. Februar 2023

 

Der Waldhäusl-Sager“ sorgte für heftige Kritik in Politik, Medien aber auch unter Wiener Schüler:innen. Sie selbst hat Migrationshintergrund, kennt Diskriminierung und möchte deshalb jungen Migrant:innen in Wien Mut machen. Justizministerin Alma Zadić im Interview.

Interview: Aleksandra Tulej,

 Foto: Franziska Liehl, Transkript: Layla Ahmed

 

Foto: Franziska Liehl
Foto: Franziska Liehl

 

BIBER: Sie haben selbst Migrationshintergrund und haben in Ihrer Kindheit, Jugend und auch jetzt in Ihrer Laufbahn als Ministerin Diskriminierungserfahrungen gemacht. Was hat diese Aussage in Ihnen persönlich ausgelöst?

Ich habe mich in eine Zeit zurückversetzt gefühlt, als ich selbst Jugendliche war. Ich kannte das damals gut:  Man will zu der Gesellschaft, in der man aufwächst, dazugehören. Dieses Recht wird einem aber immer auf verschiedenen Ebenen abgesprochen. An ein Ereignis erinnere ich mich besonders gut. Damals war ich 13 Jahre alt: Ich bin zu einer Sporthalle gefahren und habe den Straßenbahnfahrer gefragt, ob das die richtige Straßenbahn zu dieser Sporthalle ist. Er hat mich angeschaut und geantwortet: Tschuschen fahren da nirgends hin.Das war so ein Rückschlag. Ich habe mich hingesetzt und habe geweint, weil ich es nicht verstanden habe, wieso mir das Recht, an dieser Gesellschaft teilzuhaben, abgesprochen wird. Das Gute ist, dass man im Leben auch viel Positives erfährt, dass man vielen Menschen begegnet, die einem Mut zusprechen, die einen als ein Teil der Gesellschaft sehen.

 

BIBER:Waldhäusl aber steht nach wie vor hinter seiner Aussage. Welche Konsequenzen könnte oder sollte es geben?

Ich glaube, die wichtigste Konsequenz ist, dass viele Menschen aufstehen, weil sie sehen, dass diese Aussage rassistisch ist und Jugendlichen das Recht dazuzugehören abspricht. Es ist wichtig, die Mehrheit wachzurütteln und zu sagen, dass wir unsere Demokratie und Freiheit verteidigen müssen. Solche Aussagen, die der Herr Waldhäusl getätigt hat, sind bei uns in Österreich fehl am Platz. Natürlich gibt es eine Anzeige und die Staatsanwaltschaft wird auch diese Anzeige prüfen. Dann muss sich natürlich auch die Freiheitliche Partei überlegen, ob der Herr Waldhäusl wirklich die richtige Person in diesem Amt ist, zumal er auch Integrationssprecher ist und Integrationslandesrat. Das ist absolut zynisch.

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