3 Minuten mit einem Tätowierer

11. Januar 2016

Atilla Ciszar, oder Otto, wie er unter Freunden bekannt ist, lebt und arbeitet als Tätowierer in Wien seit 2011. Er kommt aus Baia Mare, Rumänien, wo er ein eigenes Tattoo Studio hatte, hat sich aber entschieden, die Einladung von einem Freund anzunehmen, und nach Wien zu kommen. Otto erzählt uns über sein erstes Tattoo, die Entscheidung, Tätowierer zu werden und das Leben in Wien.

Wann hast du deine allererste Tätowierung gemacht? Gibt´s da eine lustige Geschichte?

Es war im Sommer, oder warte, im späten Frühling 1996. Da war ich 16. Ein Freund von mir wollte unbedingt eine Tätowierung haben, aber ihm fehlte das Geld. Wir haben bei einem Bekannten eine Tätowiermaschine gesehen und uns entschieden, eine selber zu bauen. Damit habe ich ein Schwert tätowiert. Das war das erste Mal, dass ich tätowiert habe.

Warst du irgendwann in einer Kunstschule oder wie hast du das Zeichnen gelernt?

Mit dem Tätowieren habe ich das Zeichnen gelernt und durch Zeichnen habe ich meine Tätowierungstechnik entwickelt. Die beiden haben einander vervollständigt.

Wann wurde Tätowieren zu deinem Beruf?

Als ich bemerkt habe, dass ich Geld damit machen kann. Als ich das zweite Mal tätowiert habe, bekam ich 3 Liter Wein geschenkt. Ab dem dritten Mal handelte es sich ums Geld. Dann dachte ich, ich könnte es zu meinem Beruf machen.

Was wolltest du werden, als du klein warst?

Flugzeugpilot.

Wann hast du angefangen, in Wien zu arbeiten?

Ein  Freund von mir war mal auf Besuch in Rumänien. Er hatte vor weniger Zeit ein Tattoo Studio in Wien eröffnet und mich gefragt, ob ich mitmachen möchte. Da dachte ich, es könnte eine neue Erfahrung für mich sein. Ich hatte zu der Zeit meinen eigenen Tattoo Shop in Baia Mare, habe ihn dann zugemacht und bin 2011 nach Wien  gekommen.

Was denkst du über die Menschen, die keine Tätowierungen haben. Verpassen sie da was?

Ich glaub', sich tätowieren lassen ist einfach eine Wahl. Es ist nichts anderes als eine persönliche Entscheidung. Ich betrachte Tätowierungen als einen Weg, den Körper auszuschmücken. Jeder Mensch hat da eine Vorliebe.

Hast du irgendwann eine Tätowierung abgelehnt? Aus welchen Gründen?

Manchmal muss ich Menschen auch absagen. Es kommen Menschen, die eine ganz genaue Idee über eine Tätowierung haben. Aber ein Tattoo Artist muss auch Freiheit haben, um etwas Schönes zu entwerfen. Sagen wir mal, du bist ein Lamborghini Formula 1 Pilot und jemand sagt dir, du musst bei einem Rennen ein altes Auto fahren. Du wirst das nicht machen. Warum hast du denn gelernt, einen  Lamborghini zu fahren?

Ich habe gesehen, dass du vor Kurzem auf der Las Vegas Tattoo Convention warst. Wie bist du dort hingekommen?

Unser Shop hat eine Einladung bekommen. Ich war am Anfang sehr verzweifelt, wusste nicht, ob ich hingehen soll oder nicht. Der wichtigste Grund, warum ich hingehen wollte, war, weil einer meiner Lieblingstätowierer auch dort sein sollte. Nachdem ich endlich die Entscheidung getroffen hatte, den Flug gebucht und alles für die Reise vorbeireitet hatte, sah ich, dass sein Name von der Liste gestrichen wurde. Es hat sich aber trotzdem gelohnt. Es war eine großartige Erfahrung.

Du wohnst in Wien seit fast fünf Jahren. Bezeichnest du Wien als deine Heimat?

Ich kann Wien zurzeit nicht meine Heimat nennen. Dafür fehlt mir die Natur in Baia Mare zu sehr. Aber wer weiß, vielleicht ändert sich das ja noch mit der Zeit.

 

Seine Arbeit kann man hier bestaunen.

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