Anatomie einer Absicht - Buchrezension

12. August 2016

„Ich beschloss, meinen Mann umzubringen.“ Mit diesem Entschluss beginnt die Erzählung über eine unglückliche Ehe und eine unglückliche Ehefrau, die diesem Unglück ein Ende setzen will.  „Anatomie einer Absicht“ von Ana Bilic erzählt eine Liebesgeschichte, die keine mehr ist, und sich jetzt auf einen tragischen Ausgang vorbereitet. Die Protagonistin Lidia schildert im Detail ihre bisherige Ehe mit ihrem um einige Jahre älteren Mann, ihre Probleme und ihre Alltagsgeschichten. Nach außen hin, nach ganz außen, scheint es der Protagonistin an nichts zu fehlen. Lidia hat ihren Mann jung geheiratet, er gibt ihr finanzielle Sicherheit und Stabilität – aber sie langweilt sich. Sie langweilt sich und hat zu viel Zeit zum Nachdenken, zu viel Zeit für sich selbst. Gedanklich seziert sie den Verlauf ihrer Ehe. Weder sie, noch ihr Ehemann Helmut sind wirklich glücklich damit. Lidia hat eine Affäre, dann hat Helmut eine. Beide stört es jeweils und gleichzeitig stört es sie nicht. Sie leben in einem Zustand einer gewissen Gleichgültigkeit. Es passieren keine traumatischen Erlebnisse in ihrem Leben, dennoch leben sie einfach so vor sich hin. So, als sollte nichts mehr passieren. Und dann beschließt Lidia, dieser Gleichgültigkeit ein Ende zu setzen. Sie hat genug. Genug von ihrem Mann, genug von ihrer Ehe, und nur der Tod ihres Mannes kann ihr Genugtuung bringen. Sie schildert genau, wie sie dabei vorgehen möchte, plant jedes Detail und erzählt, wie es ihr dabei geht. Doch das Schicksal kommt ihr mit einem überraschenden Ende zuvor. „Anatomie einer Absicht“ erzählt von dem Suchen nach dem Sinn in der Ehe, im Alltag und im Leben und holt den Leser am Schluss auf den nüchternen Boden der Tatsachen zurück.

Zur Autorin: 

Ana Bilić, geboren 1962 in Zagreb, arbeitet seit 20 Jahren als freiberufliche Prosa- und Theaterautorin in Wien. Sie hat in Zagreb und Wien Jus studiert und setzt sich nun mit Themen in den Bereichen Belletristik, Poesie und in jüngster Zeit auch Film auseinander. Als zweisprachige Autorin verfasst sie Literaturwerke auch auf Kroatisch.
Unter anderem erschien bei Hoffmann und Campe ihr Roman „Das kleine Stück vom großen Himmel“, 2008 gewann sie den exil-literaturpreis, der Text „Integrationswettbewerb“ wurde im Volkstheater am Hundsturm Wien uraufgeführt.

 

 

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