Autsch! Weltschmerz!

09. November 2020

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Fridays For Future
Foto: Franziska Marhold

Klimagerechtigkeits-Blog: Eintrag #2, 09.11.2020

Von Paula Dorten

Weltschmerz in mir. Mein Herz pocht, aber es pocht viel dumpfer als sonst. Ich höre es klopfen. BUM. BUM. BUM. Aber ich spüre es nicht. Ich spüre nur die Verzweiflung, die Wut, das schlechte Gewissen. Jedes Jahr verliert die Erde Tropenwald von einer Fläche so groß wie England. BUM. Nur noch 13 Prozent der Meere sind unberührte Wildnis. BUM. Würden alle Menschen auf der Erde so leben, wie der/die Durchschnittsösterreicher*in, bräuchten wir fast 4 Planeten. BUM.

Fridays For Future
Foto: Franziska Marhold

Ich könnte heulen und schreien und brüllen, weil ich verdammt oft das Gefühl habe, nichts tun zu können. Wenn ich von Porzellantellern meine zweite Portion zu Abend esse, während 690 Millionen Menschen hungern, frage ich mich, wie diese Welt so kaputt sein kann. Wenn Eltern ihren ahnungslosen Kindern Spielzeugpistolen zum Geburtstag schenken und noch immer Wüsten für Atombombenversuche zerstört werden, frage ich mich, wie Frieden existieren soll. Mächtige Konzerne, die es sich leisten könnten nachhaltig zu handeln, investieren in Unmengen Kohle, Gas und Erdöl. Sie ändern ihre Wirtschaftsweise nicht und verurteilen stattdessen Entwicklungsländer dafür, wenn mit der wachsenden Wirtschaft auch ihre Emissionen steigen. Ich frage mich, ob wir es wirklich schaffen können Klimagerechtigkeit zu erreichen. Dann bin ich nah dran, das Verlieren zu akzeptieren.

Viel zu oft fühl ich mich wie aufgeschmissen, erstarrt, gelähmt. Dabei würde ich am liebsten die ganze Welt anschreien und erst dann aufhören, wenn ich keine Stimme mehr habe und alle mich gehört haben. Vielleicht geht es ja vielen so. Trotzdem scheint sich die halbe Welt hinter einer Mauer aus Engstirnigkeit und Gutgläubigkeit zu verschanzen, sobald die Klimakrise zum Thema wird. Wahrscheinlich vor lauter Angst plötzlich selber mit Verzicht konfrontiert zu werden. Das Bedürfnis zu schreien, scheinen sie nicht zu haben. Vielleicht, denke ich mir manchmal, sind diese Menschen ja beneidenswert und haben es in ihrer Blase von Ignoranz besser als alle anderen. Doch wahrscheinlich, denke ich im nächsten Moment, ist das gefährlich, dieses Verschwinden von Mut, Hoffnung und Offenheit.

Fridays For Future
Foto: Franziska Marhold

Das, was unsere Herzen manchmal so klamm werden lässt, unsere Zuversicht so taub, darf nicht unseren Tatendrang erstarren lassen. Wenn wir diesen Weltschmerz nicht hätten, diese Verzweiflung, dann würden wir vielleicht auch nichts ändern wollen. Vielleicht hätten wir dann gar nicht das Bewusstsein darüber, wie sehr unser Planet gerade am Abfucken ist. Die Wut über die Geschehnisse auf der Erde bringt uns dazu, etwas zu bewirken. Und wenn mein Herz wieder einmal viel dumpfer pocht als sonst, höre ich es ja trotzdem klopfen. BUM. BUM. BUM. Verändere. Die. Welt. 

 

Paula Dorten (15) ist bei Fridays For Future aktiv.

Monatlich erscheint im Biber der Klimagerechtigkeits-Blog von Fridays For Future. Derzeit beuten Industrieländer Entwicklungsländer aus, damit ihre Wirtschaft ständig wächst. Klimagerechtigkeit versteht einen respektvollen Umgang zwischen Mensch, Tier und Natur: Jede*r auf diesem Planeten soll unter denselben Bedingungen leben können, ohne dass die Ressourcen der Erde ausgebeutet werden. Nur so haben auch künftige Generationen eine sichere, lebenswerte Zukunft. Mehr Infos unter: www.fridaysforfuture.at

 

 

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