"Blutige" Nostalgie

20. Januar 2016

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Bloodsport, jean-claude van damme
© Cannon

Filmgeschmäcker ändern sich. Diese schmerzliche Erfahrung musste ich anhand des Filmes "Bloodsport" machen.

Jede Generation hat einen Film, der sie geprägt hat. Es ist auch so, dass man da zwischen Männlein und Weiblein unterscheiden muss. Während die Mutter in jungen Jahren von der „ur-frechen“ Pippi Langstrumpf unterhalten wurde, haben sich in der Zeit die Väter heimlich „Eis am Stiel“ angesehen. Die nachfolgende Burschengeneration mag sich diesen Softporno auch unbemerkt angeschaut haben, doch mit „Bloodsport“ kam dann ein Film raus, der die Raufkultur in den Parks grundlegend änderte. Kicks und Moves aus den Kampfszenen wurden gleich an Geschwistern oder Freunden am Spielplatz ausprobiert, ja sogar den Van Damme-üblichen Spagat hat man versucht nachzuahmen.

"Wahre" Begebenheit

Der Film basiert angeblich auf „wahren“ Ereignissen aus dem Leben des Protagonisten Frank Dux, der von Jean-Claude Van Damme in Szene gesetzt wird. Frank W. Dux ist im wahren Leben ein  Kampfchoreograf und soll laut eigenen Angaben an einer illegalen Kampfveranstaltung in Hongkong mitgemacht haben, an der Kampfsportler aus aller Welt teilnahmen. Im Film „Bloodsport“ wurden seine Erfahrungen aus jenem Wettkampf verfilmt und verschafften dem 28-jährigen Jean-Claude Van Damme den Durchbruch.

Trash, Rassismus und noch mehr Trash

Kennt ihr das, wenn man etwas aus der Kindheit anders in Erinnerung hat und man sich viele Jahre später desillusioniert fragt: „Was zum Teufel habe ich mir da bitte angesehen?!“ Genau dieses Gefühl überkam mich letztens, als ich die Anfangsszene des Films sah: Ein klischeetypischer Brite zerbricht bei seinem Training im Garten ein paar Bretter mit seinem Knie, während sein Butler zuschaut. Ein Koreaner zerschlägt drei Eisblöcke, während ein nackter Schwarzafrikaner in einer Hose aus Tierfell auf einen Baum springt, um Kokosnüsse mit bloßen Händen zu zertrümmern. Das alles natürlich mit flotter Elektromusik aus den Achtzigern untermalt. Generell ist der Film mit  alten und teils rassistischen Klischees gefüllt, so tritt der Schwarzafrikaner im späteren Verlauf wieder nur mit einer kurzen Hose auf und hüpft in der Arena herum wie ein Affe. Eine Blondine durfte natürlich auch hier nicht fehlen, sie spielt eine naive Aufdeckungsjournalistin, die mehr über die geheimnisumwobene Veranstaltung herausfinden möchte und sich in gefahrvolle Situationen begibt. In einer Barszene, die trashiger nicht sein kann, wird sie von kopftuchtragenden Arabern (die ebenfalls beim Wettkampf mitmachen) belästigt und in letzter Sekunde schreitet der Hauptdarsteller ein um die Situation aufzulösen. Ein Auszug aus der Szene:

Frank: „Lassen Sie das Mädchen in Ruhe“

Araber 1: „Er ist der amerikanische Spinner, der die Tricks mit den Stangen macht“ (Anm. d. Red.: Hä?)

Blondine: „Hört zu, wir werden uns jetzt alle wieder beruhigen.Ok….?

Araber 2 (zu Frank): „Nein! Sie wird jetzt mit mir nach oben kommen!“

Blondine: „Nein, das werde ich nicht!“

Frank: „Wenn wir uns jetzt wegen ihr schlagen würden, dann wird man uns vom Turnier rauswerfen.“

Am Schluss einigen sich der Araber mit dem Goldzahn und Frank darauf, ein Münzspiel auszutragen, bei dem  der Gewinner die Blondine „bekommt“. Glücklicherweise gewinnt der amerikanische Superkämpfer mit Postergesicht.

Apropos Amerikaner, neben Frank nimmt auch ein Roy Jackson an dem Turnier teil. Der Name ist hier Programm, denn Roy Jackson ist ein kräftiger Mann mit Bierbauch, abgetragenem Harley Davidson-Shirt und fettigen Bikerhaaren. In dem Film übernimmt er die Rolle des sprücheklopfenden Kerls, der seine amerikanischen Werte nach außen trägt.

Das Finale

Nicht mal die Kampfszenen faszinieren einen nach so vielen vergangenen Jahren. Man fragt sich, was daran nachahmenswert war? Sie werden ständig in Zeitlupe wiederholt. Außerdem werden nur die Kämpfe des koreanischen Erzfeindes gezeigt, durch die er sich hochüberlegen ins Finale kämpft und natürlich die Auftritte des Hauptprotagonisten, der es  natürlich auch ins Finale schafft. Wie das Finale ausgeht, kann sich jeder schon denken:

Frank kämpft gegen den ultrabrutalen Koreaner. Frank kämpft besser als er. Der Koreaner gerät in Bedrängnis und wirft ihm was in die Augen. Frank sieht alles nur noch verschwommen. Plötzlich erinnert er sich an die Kampftechnik seines verstorbenen Karatemeisters und gewinnt schließlich.

An dem Wahrheitsgehalt des Filmes und den Aussagen des wahren Frank W. Dux darf gezweifelt werden. Laut der Zeitschrift „L.A Times“ stellte sich heraus, dass er die Trophäe, die er als Beweis für seine Teilnahme an dem ominösen Wettbewerb anpries, selbst gekauft hatte. Letztendlich bleiben nur die netten Erinnerungen daran, wie man im Park die neuerworbenen Tritte geübt hat.

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