Parkplatzjagd in Wien X

27. Oktober 2015

Autofahrer kennen die Pein der Parkplatzsuche nur allzu gut. Bei der Auswahl der Wagengröße wird nie bedacht, ob er auch überall reinpasst (hehe…). Auch für meinen Wagen, standesgemäß ein 3er Modell von BMW, findet sich nicht immer umgehend ein passender Abstellplatz, besonders nicht in meiner Hood, Favoriten. Oft steigt die Hoffnung bei der Zufahrt auf einen vermeintlich freistehenden Parkplatz, welche von einem Smart, welcher sich frech hinter einem Kastenwagen versteckt, schnell wieder gedämpft wird.

Die Konkurrenz ist groß

Da sich die Parkplatzsuche zu einer täglichen Routine entwickelt hat, welche länger als die eigentliche Fahrt dauert, zieh' ich mir meistens ein Hörbuch oder ein 16bars.de Interview rein und vertreibe so meine Zeit. Die Sinne sind nun geschärft und jede Bewegung wird analysiert.
 

Ich nicke den anderen Parkplatzsuchern respektvoll zu, denn man kennt sich bereits und zeigt sich in Kaffeepausen vom Suchen Familienfotos, aber man darf die ständige Konkurrenzsituation dabei nicht außer Acht lassen. Wird dann schließlich ein Parkplatz frei werden Freunde zu Feinden und Einladungen zu Grillfesten am Wochenende sind plötzlich nichtig. Während der Pirsch schweift der Blick über ausländische und andere nicht-wienerische Kennzeichen, abgestellte Möbelhaustransporter und alleinstehende Anhänger, während mein Verlangen, Reifen aufzustechen oder Asyl im benachbarten Meidling zu beantragen mittlerweile erdrückend groß wird.

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Was man während der Parkplatz-Suche so entdeckt...

Die Phasen der Suche: Von Wut bis Akzeptanz

Das ständige Verhandeln mit sich selbst und die konstanten Berechnungen über die Frage, wie weit man denn wegparken kann ohne einen längeren kombinierten Heimweg zu haben, als wenn man ursprünglich zu Fuß zur Destination gegangen wäre, bringen einen aus dem Konzept. Die schwindende Konzentration und die einsetzende Müdigkeit werfen einige Fragen auf:

Ist es das wert, einen Strafzettel zu riskieren, wenn ich heute in zweiter Spur parke?

Lässt mich der Merkur abschleppen, wenn ich auf seinem Gelände parke?

Schaffe ich es alleine, das Moped hochzuheben und ein Stück weiter nach links zu tragen, um mir so einen Parkplatz zu schaffen?

Soll ich bei dem Parkplatz parken, wo ab 6 Uhr früh parken verboten ist und morgen früh dann wieder umparken?

Warum parkt dieser verf***te Polo so beschissen?  Ich f*** seine H*************.

Soll ich das Car2Go ausparken, meinen Beamer reinstellen und dann mit dem kleineren Smart weitersuchen?

Gibt es eigentlich schon eine Parkplatz-Such-App? $$$

Und warum steht überhaupt der Behindertenparkplatz immer frei?

Fragen über Fragen, die alle verworfen werden, als mein Blick auf einen in der Ferne liegenden freien Parkstreifen fällt. Die anfängliche Freude wird von meinen Berechnungen gedämpft. Cengiz mit seiner weinroten E-Klasse ist vor 3:24 Minuten in der zweiten Parallelstraße und vor 1:20 Min in der dritten Querstraße vorbeigefahren. Der Fibonacci-Folge nach müsste er in 6 Sekunden in die Straße einfahren und wäre dann in 11 Sekunden beim Parkplatz. Mit den erlaubten 50 km/h schaffe ich es erst in knappen 17 Sekunden dort zu sein. Ich fetze also den Nitro rein und gleite noch zwischen dem hupenden Cengiz und den parkenden Fahrzeugen in die Parklücke. Den Autoschlüssel schwinge ich mit einem genüsslichen Siegerlächeln um meinen Finger, während ich mir ein Taxi nach Hause bestelle.

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