Edtstadler trauert bei Shoah-Rede um ihren Großvater

25. Juni 2020

Seit Montag tagt im Parlament der Ibiza-Ausschuss. Wahrscheinlich ist darum beinahe die fragliche Rede der Bundesministerin für EU und Verfassung (ÖVP) Karoline Edtstadler übersehen worden. Sie verglich dabei die Shoah mit dem Unfalltod ihres Großvaters. Die systematische Vernichtung von JüdInnen dem Zufall eines Autounfalls gegenüberzustellen, hat dabei nichts mit Anteilnahme, sondern vielmehr mit Bagatellisierung zu tun.

Im Alsergrunder Ostarrichipark hat vergangenen Montag die Errichtung der Shoah-Namensmauer begonnen. Die Gedenkstätte soll an die über 64.000 Jüdinnen und Juden aus Österreich erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden. Dazu meint Edtstadler in ihrer Rede, sie sei selbst keine Jüdin, aber sie hätte im Alter von zwölf Jahren dennoch erfahren, was es heißt, einen geliebten Menschen zu verlieren. Natürlich, der Verlust eines Familienmitgliedes ist tragisch, das soll keineswegs in Frage gestellt werden. Aber einen Unfall mit einem Völkermord zu vergleichen, ist taktlos. Systematische Vernichtung, Euthanasie und Vergasung an über 6 Millionen Menschen, die im Zuge des nationalsozialistischen Regimes in Europa ermordet wurden, in Relation zu einem familiären Unglück zu setzen, mehr als unpassend. Die Shoah wird dadurch nicht nur entpolitisiert, sondern zu einem gesellschaftlichen Trauerfall relativiert.

„In einem Täterland ist es nicht genug, über eine Trauerfahrung zu reden, wenn man über die Shoah spricht.“, sagt Bini Guttmann, Präsident der European Union of Jewish Students. Dabei ist dieses Kommunikationsmuster innerhalb der ÖVP nichts Neues. Ständige Verweise auf das eigene Umfeld stehen an der Tagesordnung der PolitikerInnen. Kurz erwähnt innerhalb der Pressekonferenzen zur Corona Situation immer wieder seine Freunde, die Kinder haben. Nehammer spricht über seine Kinder und Großeltern, die ihre Enkel vermissen. Dies soll Verletzlichkeit zeigen und nahbar machen. Das ist im Fall von Karoline Edtstadler nun nach hinten los gegangen.

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