Gespräch aus Odessa: "Wenn es sein muss, werde ich selbst für die Ukraine kämpfen"

02. März 2022

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Maximilian Janetti in Odessa
Maximilian Janetti in Odessa

Maximilian Jannetti, Leiter des Lehrstuhls für Opernvorbereitung am Konservatorium im ukrainischen Odessa, ist gebürtiger Deutscher und nach wie vor in vor Ort in Odessa, einer Hafenstadt am Schwarzen Meer. Er spricht mit uns über den Alltag in Odessa, warum er dort geblieben ist, und darüber, dass er überlegt, selbst für die Ukraine zu kämpfen:

 

BIBER: Herr Jannetti, sind Sie deshalb in Odessa, weil sie das Land nicht mehr verlassen konnten, oder wollten Sie hier bleiben?

Maximilian Jannetti: Ich habe mich entschieden, hier zu bleiben, da ich schon seit einigen Jahren in der Ukraine lebe und das jetzt so etwas wie meine Heimat geworden ist.

 

Die Welt blickt ja gerade auf Kiew und Charkiw. Wie ist der Alltag in Odessa?

Derzeit ist es noch mehr oder weniger ruhig. Die Geschäfte haben noch offen. Nicht alle, aber wir bekommen alles, das wir zum Leben brauchen. Aber es wird von Tag zu Tag schwieriger und unruhiger. Wir hören zwar Explosionen, hier schlägt aber nichts ein. Aber ich fürchte, dass es bei uns auch bald so sein wird, wie in Kiew oder Charkiw.

 

Wie ist die Stimmung unter den Menschen?

Angespannt. Aber ich bewundere den Mut der Menschen hier. Das ist etwas, das bei uns in Westeuropa meiner Ansicht nach nicht so ausgeprägt ist.

 

Können Sie noch ihrem Beruf nachgehen?

Wir sind gerade alle zwangsweise suspendiert. Viele meiner Kolleg:innen haben sich aber schon der Armee angeschlossen. Ich überlege, wenn es so weit sein wird, selbst mitzukämpfen. Ich bin bei weitem kein Militarist oder Kämpfer, aber in dieser Situation würde ich kämpfen.

 

Haben Sie eine militärische Ausbildung?

Nur den Grundwehrdienst, aber das ist gute dreißig Jahre her.

 

Wenn die Ukraine von Russland eingenommen werden sollte – könnten Sie sich vorstellen, weiterhin in dem Land zu leben?

Nein.

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Kommentare

 

Nur noch ein bisschen, dann hat V. Putin neben der NATO auch noch ein europäisches Verteidigungsbündnis geschaffen.
Jetzt werden Kiev sogar Kampfflugzeuge in Aussicht gestellt. Panzerfäuste, Luftabwehrraketen und Vieles mehr werden die Ukraine weiter stärken und russische Soldatenleben kosten.
V. Putins Fehler war, den Westen herauszufordern. Der Westen ist Russland haushoch überlegen. Das in jeglicher Hinsicht. Und wenn der Westen will, kann er Russland auch atomar überlegen sein. Bisher hat sich der Westen doch eher zurückgehalten.
Diese Zurückhaltung beginnt jetzt zu enden.

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