Hilfe, Ich habe Dentalphobie!

25. August 2015

Für alle, die nicht wissen was Dentalphobie ist. Menschen, die Angst vor einer Behandlung beim Zahnarzt haben und deshalb diesen trotz Schmerzen meiden, leiden unter dieser Phobie. Für manche kann es lächerlich klingen aber ich denke, dass viele mit mir mitfühlen können. Wenn auch nicht so stark wie bei manchen Betroffenen, leide ich auch unter dieser Angst. Ich würde lieber Bungeejumping machen, als zum Zahnarzt zu gehen. Persönlich hab ich nichts gegen Zahnärzte oder Zahnmedizinstudenten, aber für mich symbolisiert ihr Jigsaw schon seit meiner Kindheit.

Solange die Schmerzen nicht so stark sind und ich es aushalte, kann mich keine Kraft auf dieser Welt zum Zahnarzt bringen. Aber sobald alles höllisch weh tut und ich nichts mehr essen kann, werde ich von meinen Eltern in die Zahnarztpraxis geschleppt. Alleine kann ich diesen Besuch sicher nicht bestehen. Ich brauche jemanden der mir seelischen Beistand leistet also muss immer jemand mitkommen.

Welcome to the hell

Schon beim Eintritt in das Gebäude macht mich dieser klinisch antiseptische Geruch, der in der ganzen Praxis verbreitet ist, fertig und ich verlier langsam meine Nerven. Ich werde  dann in das Wartezimmer weitergeleitet, erblicke die vielen Schmerzpatienten, die mich mit einem bemitleidenden Blick ansehen als würden sie, wie Cäsar kurz vor dem Sterben, sagen: „Et tu, Sümeyye?“

Man muss dann eine Zeit lang dort sitzen, weiß nie wann man an der Reihe ist und hat immer diese Panik wenn jemand aufgerufen wird. Wenn das Geräusch vom Bohrer ertönt, bekomme ich schon Herzrasen. Aber ich kann mich noch mit den Zeitschriften ablenken und kann meine Angst doch noch immer mit den anderen Wartenden teilen. Möge die Macht mit euch sein.

Nach dem Aufruf meines Namens, bringt mich die Assistentin in das Behandlungszimmer und bereitet mich vor. Dabei fühle ich mich wie ein kleines Tier, dass als Futter ausgeliefert ist. Mir wird schlecht und ich kann meine erhöhte Herzfrequenz spüren. Danach wird man zehn Minuten ungefähr alleine gelassen und hört noch das Bohren von nebenan. Die Instrumente liegen auf dem Tisch vor mir und ich kann mir schon vorstellen, was für ein Leiden sie mir erbringen werden. Das ist der Moment indem mein ganzer Körper zittert und ich manchmal meine Tränen nicht zurückhalten kann. Das Zittern ist so stark, dass der Sessel auch mitzittert.

Dann ist es soweit. Die Zahnärztin kommt mit einer hochgehobenen Augenbraue und fragt mich, wie es mir ginge. Ich hatte auf jeden Fall schon bessere Zeiten. Ich benehme mich mit 20 Jahren noch genau so wie ich sechs war. Je mehr sich die Ärztin mit ihrem Instrument nähert desto mehr rutsche ich in den Sessel. Nachdem sie festgestellt hat was das Problem ist, fängt sie an auf medizinisches Latein etwas zu sagen. Okey, Latein ist cool aber auch tot. Kann sie nicht einfach Deutsch mit mir reden?  „Na du bist aber ein braves Mäderl“, versucht sie mich zu ermutigen. Die Erleichterung nach der Behandlung ist unbeschreiblich. Am liebsten würde ich mich mit einem „ Auf Nimmerwiedersehen“ verabschieden. Ich verlasse die Praxis so schnell wie möglich und erinnere mich wie wichtig die Gesundheit eigentlich ist und dass man sie schätzen sollte.

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