MA 35: Mein schlimmster Albtraum

03. November 2015

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MA 35
Foto: Natalija Stojanovic

Jedes Jahr, wenn der Oktober zu Ende geht, werde ich nervös. Mein Visum läuft mal wieder ab und ich muss es verlängern. Bis man alle Unterlagen zusammen hat, sprießt schon das eine oder andere graue Haar am Kopf. Und dann steht er an, der Behördengang.

 

Weil ich gefühlt alle 2 Monate umziehe, ist es jedes Jahr eine Überraschung, in welche Außenstelle des MA 35 es mich verschlägt.

Der Erstantrag in der Dresdner Straße hat mich einige Nerven und wahrscheinlich auch Lebensjahre gekostet. Wieso? Ich musste nur 5 Stunden warten, in einem Raum voller Leute und kein freier Sessel weit und breit. Gut, ich habe es überlebt. Die nächsten zwei Jahre musste ich immer nur zwei Stunden warten, hatte natürlich nie alle Unterlagen richtig und wurde angeschnauzt. Entschuldigung, aber wer kann da noch den Überblick behalten?

Ottakring-King

So, heuer ging es dann ins Magistrat in Ottakring. Weil das MA um 8 Uhr aufsperrt, dachte ich mir, gehe ich schon um halb 8 hin und bin um 9 pünktlich in der Arbeit. Voller Stolz wegen meiner Überpünktlichkeit schreite ich ins Gebäude, gehe die Stiegen hoch und falle aus den Schuhen. Mindestens 70 Leute stehen vor mir (!) und warten, dass der Anmelderaum öffnet. Wieso zum Teufel sind die vor mir da? Sicher Alteingesessene, die wissen eben wie es läuft!

Wieso zur Hölle gibt’s keine Wartenummern?

 

Jebem ti mater

Ganz unserer Jugo-Kultur getreu spricht man BKS, egal ob das gegenüber vielleicht aus Indien kommt. Um  Punkt 8 öffnet sich die Tür, Formulare in den Händen der Wartenden schießen in die Luft. Und dann geht’s los: Geschubse, Vordrängeln und Beleidigen. Immer wieder hört man „Aua“ aus den ersten Reihen, Leute die „Jebem ti mater“ rufen. Ich stehe da und rede vor mich hin. Hauptsächlich sage ich alle 10 Sekunden: „WTF?!“

Weil ich versuche mich wie ein zivilisierter Mensch zu benehmen, bleibe ich in der Schlange. Die Folge ist dann, dass ich erst eine Stunde später den Anmelderaum betreten darf. Dann soll alles ganz schnell gehen. Ich zahle die Gebühr von 120€ und werde aufgerufen.

Pustekuchen!

 

Stojanovic in Raum 120

 

Vier Stunden später warte ich immer noch auf die erlösenden Worte: „Stojanovic in Raum 120“. Nichts passiert. Außer eine Migräneattacke, weil vier Stunden lang mindestens 10 Kinder im Chor gebrüllt, geschrien und geweint haben.

Nach etwas über vier Stunden werde ich aufgerufen, gehe zu meiner Sachbearbeiterin. Oh Wunder, es fehlt mal wieder was. Bin’s ja gewohnt.

Und wieso zur Hölle muss ich noch mal Fingerabdrücke geben? Die ändern sich ja nicht von Jahr zu Jahr. Egal, ich nicke brav.

In drei Wochen darf ich mein Visum abholen, das wieder nur ein Jahr lang gültig ist. Voraussichtliche Wartezeit: 3-5 Stunden, meinte die nette Sachbearbeiterin.

Kann mich bitte wer zwicken? Danke.

 

 

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