Wo ist nur mein Zug?

24. September 2015

Seit drei Tagen steht es fest: Bis zum 4. Oktober wird es keinen Zugverkehr zwischen Salzburg und München geben. Für Pendler und Oktoberfestbesucher heißt das, sich Alternativen zu suchen. Wer kein Auto hat, schaut da freilich nicht auf tolle zwei Wochen.

 

Offiziell wird der Verkehr aufgrund des hohen Flüchtlingsansturms gestoppt. Inoffiziell möchten ranghohe Personen verhindern, „dass Wiesnbesucher und Flüchtlinge aufeinander treffen- das kann ja nicht gutgehen“ (so der Wiesn-Chef Josef Schmid).

Man will also die Flüchtlinge abhalten nach München zu fahren. Gut.

Und was ist mit mir? Ich will nach München auf die Geburtstagsfeier meines besten Freundes.

Normalerweise fahre ich mit dem Zug von Wien nach München, da der aber nicht fährt, bin ich letzte Woche mit dem Bus gefahren. Läppische acht Stunden Fahrt für 450 Kilometer! Was wie man sich denken kann, nicht Spaß macht und im Vergleich zum Zugfahren doppelt so lange dauert.

Wenn man über ein Wochenende fährt, oder gar beruflich nach Deutschland muss, hat man schlechte Karte. Also fahre ich nicht nach Hause und warte bis sich die Behörden erbarmen, den Zug fahren zu lassen.

Ich bin sauer. Nicht auf die Flüchtlinge, sondern auf die ÖBB, die Deutsch Bahn, die deutsche Grenzpolizei. Das Problem ist aber, dass die circa 30% FPÖ-Wähler im Land auf die Flüchtlinge sauer sind.

„Die Scheiß-Asylanten! Jetzt verlieren wir alle unsere Jobs wegen denen!“

„Die Islamisierung findet schon statt! Meine Tochter kann nicht mehr mit dem Zug zur Uni fahren!“

„Die Infrastruktur zerstören sie gleich als erstes!“

(Diese Aussagen stammen aus FPÖ-Foren (*Rechtschreibung wurde ausgebessert), ich könnte endlos so weitermachen…)

Prinzipiell kann ich die Wut verstehen, dass man sich eingeschränkt fühlt. Die eigene Freiheit wird durch den Verkehrsstopp irgendwo eingeschränkt – aber nicht vergessen:

Die Flüchtlinge haben das Fahrverbot nicht verhängt!

Ich finde die Strategie, die Züge nicht fahren zu lassen sehr kontraproduktiv. Die Leute, die sowieso schon skeptisch der Flüchtlingssituation gegenüber stehen, werden nur zu mehr Hetze, Wut und Angst getrieben.

In Wien zu hocken ist ja nicht übel….

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Kommentare

 

Hallo Natalija,

danke für Deinen Artikel! Ich finde es natürlich auch sehr sehr problematisch, einfach die Zugsverbindung zu kappen und mit flüchtenden Menschen un Verbindung zu bringen.

Abgesehen davon dachte ich, ich schreibe, wie andere Betroffene trotzdem mit dem Zug weiterkommen können:

- Nehmt den Salzburger Stadtbus 24 von Salzburg Hanuschplatz nach Freilassing (Bayern) und von dort den Zug weiter nach München - dauert insgesamt 2 Stunden.

- Nehmt die Salzburger Lokalbahn S11 nach Oberndorf b. Salzburg, geht von dort über die Grenze nach Laufen (Bayern) (ca 25 Minuten Fussmarsch von Oberndorfer zum Laufener Bahnhof!) und nehmt den Zug nach München über Mühldorf - dauert insgesamt 2.5-3 Stunden.

Gute Reise, F.

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