Österreich, sei nicht so scheinheilig!

21. Januar 2016

Grenze

Grenze
(c) Pixabay.com

Seit ein paar Tagen steht es fest: Österreich führt eine Obergrenze für Flüchtlinge ein. Im Jahr 2016 erhalten lediglich 37.500 Schutzsuchende Asyl in Österreich. Lange hat das Volk auf eine Entscheidung seitens der Regierung gewartet, nun ist sie da.

Die jüngsten Vorfälle, die sich in Köln ereignet haben, aber auch der immer größer werdende Aufschrei gegen Asylanten, haben die österreichische Regierung dazu veranlasst, zu handeln. Sie beschlossen eine Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen. Der 37.501 wird wieder nach Syrien geschickt, so geht es ja auch wirklich nicht weiter.

 

Paradies der genialen Ideen

Ich möchte nicht die politische und auch menschenrechtskonventionelle Facette dieser Entscheidung, die das Gesicht Faymanns und Mikl-Leitners trägt, analysieren.

Ich möchte lediglich feststellen, welche Reichweite diese Entscheidung trägt.

Dass die österreichische Politik in letzter Zeit nicht die besten Einfälle zur Lösung des „Asyl-Problems“ hatte, wissen wir alle.

Schnell haben wir die Postbusse aus Traiskirchen vergessen, in denen Asylsuchende bei Regen Unterschlupf finden sollten. In denselben Bussen haben an die ein Dutzend Frauen ihre Kinder auf die Welt gebraucht. In Niederösterreich, im Jahr 2015.

Auch das „How to be austrian“-Buch, das der Integrationsminister kürzlich vorstellte, ist schon keiner Rede mehr wert.

Wir, die in Österreich leben, vergessen diese „fragwürdigen“ Entscheidungen schnell.

Aber Deutschland und die EU, die vergessen leider nicht.

 

Sei ein Mensch.

„Wie die Zielvorstellungen tatsächlich in die Praxis umgesetzt werden sollen, das ist mir noch nicht hinreichend klar geworden", äußert sich der deutsche Außenminister Steinmeier.

Ja, Walter, das ist niemandem hinreichend klar. Denn die österreichische Innenministerin will uns das allen nicht erklären.

Spätestens seit der Tweet von Jan Böhmermann viral ging, steht fest: Österreich kann sich mit der Grenze von 37.500 bei den Politikkollegen nur blamieren.

Tweet Böhmermann
Twitter

Wieso muss es eine Obergrenze geben? Und vor allem: Kann es überhaupt eine geben? Was, wenn der 37.501. Flüchtling ein unbegleiteter Bub aus Aleppo ist? Heimschicken? Nach Ungern ausweisen, wo Flüchtlinge bekanntlich ja super behandelt werden?

Ich bin keine Politikerin und ich weiß nicht, wie man das Problem, welches durch den Ansturm von Schutzsuchenden entstanden ist, lösen kann.

Aber ich bin ein Mensch und weiß: Eine Obergrenze für Menschen kann auf keinen Fall die Lösung sein.

Wir können diesen Menschen nicht die Tür vor der Nase zuschlagen, denn das ist unmenschlich. Du würdest auch wollen, dass, wenn du hungerst und frierst, dich jemand in sein Heim lässt.

Deutschland hat versagt, findet man in Österreich. Der Beweis ist der Mob der Silvesternacht in Köln. Tatsächlich hat Deutschland alles richtig gemacht: Sie haben ihre Pflicht, nicht als Land oder Regierung erfüllt, sondern ihre Pflicht als Menschen.

Jede Entscheidung hat Schattenseiten und nicht alle Menschen sind gut. Trotzdem ist das kein Grund, unmenschlich zu sein und sich auf Zahlen zu fixieren.

Zahlen gehören in die Wirtschaft und nicht in eine Sozialgesellschaft.

Österreich wird mit dieser Obergrenze kein Vorbild für andere Länder sein. Es wird viel mehr das Land sein, über das man spottet. Wieso? Weil diese Obergrenze in der Praxis nicht umsetzbar ist, ganz einfach. Und weil es keine Lösung ist, jemanden nach Ungarn zurückzuschicken. Das nennt man einen Aufschub und keine Lösung, liebe Frau Innenministerin.

Blogkategorie: 

Das könnte dich auch interessieren

Foto: Zoe Opratko
Zum Abschied gibt es kein Trompeten­...
Foto: Marko Mestrović
Ob Hijabi-Style, koschere Perücken oder...
Foto: Marko Mestrović
Nicht über die Communitys zu sprechen,...

Anmelden & Mitreden

1 + 12 =
Bitte löse die Rechnung