Polen protestiert gegen das Abtreibungsverbot

06. April 2016

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Polen kirche
Screenshot: Gazeta Wyborcza

In Polen soll das ohnehin schon strenge Abtreibungsgesetz verschärft werden. Momentan erlaubt das Recht in Polen Abtreibungen nur in drei Fällen. Bei einer Bedrohung für Leib und Leben der Mutter, einer irreversiblen schweren Schädigung des Embryos, oder wenn die Schwangerschaft durch eine Vergewaltigung oder Inzest entstanden ist. Jetzt soll eine Reform das Abtreibungsgesetz noch einmal verschärfen, das bedeutet, ein Schwangerschaftsabbruch soll unter keinen Umständen mehr legal sein. Die Regierungspartei PiS und die katholische Kirche unterstützen den Gesetzesentwurf. Laut der Kirche heißt es, dass man beim „Schutz des ungeborenen Lebens nicht auf dem bisherigen Kompromiss stehenbleiben darf“. Die Forderung nach einem kompletten Verbot von Abtreibungen wird auch von der nationalkonservativen Ministerpräsidentin Beata Szydlo unterstützt. Anders sieht es das polnische Volk - tausende Menschen haben am Sonntag vor dem Parlament gegen die Gesetzesänderung demonstriert. Die Demonstranten, darunter viele junge Frauen, hielten Kleiderbügel aus Draht in die Höhe, als drastisches Symbol für brutale Abtreibungsmethoden, auf die man früher zurückgriff, als verzweifelte Frauen auf lebensgefährliche Art selbst abtrieben.

Die Dunkelziffer der illegalen Abtreibungen ist hoch

Auch heute noch ist die Dunkelziffer bei Abtreibungen in Polen hoch. Es wird geschätzt, dass dort jährlich bis zu 200.000 Schwangerschaftsabbrüche illegal durchgeführt werden. Polnische Frauen suchen dafür private Arztpraxen auf, wo Ärzte gegen große Summen „heimlich“ eine Abtreibung durchführen, oder sie fahren dafür ins Ausland, wie zum Beispiel in die Slowakei oder nach Deutschland, wo der Abbruch legal ist. Nun soll das Gesetz in Polen also noch strenger und schwieriger gemacht werden: In allen Kirchengemeinden wurde am Sonntag ein Schreiben an die Gläubigen verlesen, in dem die Bischöfe ihre Unterstützung für eine Verschärfung der Abtreibungsregeln bekräftigen. Doch nicht alle Kirchgänger waren damit einverstanden. In der Kirche der Hl. Anna in Warschau hatten sich die Menschen zuvor abgesprochen, während der Lesung einfach aufzustehen, und die Kirche zu verlassen. Weitere Aktionen und Demonstrationen dieser Art sind im ganzen Land geplant. 

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