Sprechen Sie menschlich?

07. Oktober 2015

Brandon Stanton teilte in den letzten zwei Wochen Interviews mit Flüchtlingen, die nach Europa geflüchtet sind. Du kennst Brandon nicht? Doch natürlich! Du kennst ihn nur unter einem anderen Namen. Brandon ist der Mann hinter der Facebook-Seite „Humans of New York“, die du so gut findest und hin und wieder mit einem „Daumen hoch“ beschenkst.

Probieren geht über Studieren:
Brandon wurde 2010 von seinem Beruf entlassen und stand nur noch mit seinem Hobby da : Fotografieren. Da er nun viel Zeit hatte, beschloss er 10.000 Menschen auf den Straßen New Yorks abzulichten. Mit der Zeit kam er auf die Idee, kurze Interviews mit den Menschen zu führen. Diese Idee entwickelte sich jedoch noch viel weiter als er es sich hätte erträumen können: Heute, fünf Jahre später, hat seine Seite „Humans of New York“- oder „HONY“- über 15 Millionen Likes, lässt uns nicht nur in New York, sondern auch in Pakistan, Iran und anderen Ländern wahre Lebensgeschichten lesen UND macht all dies durch Brandons Fotos viel greifbarer.

Perspektivenwechsel
Die letzten zwei Wochen war sein Fokus auf die Flüchtlingsdebatte gerichtet. Wir haben alle darüber gelesen und vielleicht auch einige auf der Straße gesehen. Ja, sie sind überall. Was wir jedoch nicht beachtet haben: Sie haben viel zu sagen, da sie viel in letzter Zeit erlebt haben. Wir reden so viel über sie und schreiben was sie uns alles wegnehmen, aber MIT ihnen geredet haben wir nicht. Wir haben ihre Geschichten nicht gehört, sondern nur Beschwerden über ihr Dasein geäußert. Am 26.September startete Brandon auf „HONY“ seine Flüchtlings-Edition und ließ unsere Gäste selber sprechen. Und sie sprachen. Und was sie alles sprachen. Ihre Geschichten sind so ergreifend, dass es – laut Brandon- eine seiner erfolgreichsten Editions überhaupt ist.

Sprechen wir endlich menschlich!
Seitdem Brandon beschloss, Geschichten von außerhalb New York mit der Welt zu teilen, haben sich bei vielen Menschen Vorurteile und Rassismus abgebaut. Ja, Rassismus wird einem beigebracht und es ist tatsächlich möglich, diese Krankheit loszuwerden. Wie? Indem man zuhört, oder in diesem Fall: liest. Die Geschichten anderer Menschen berühren uns, weil es viele Parallelen zwischen Menschen gibt. Wenn eine Mutter von ihren Kindern erzählt, dann fühlen sich andere Mütter angesprochen, weil Mütter nunmal Mütter sind, egal, woher sie kommen. Wenn jemand von Liebeskummer erzählt, dann können wir alle mitfühlen, weil wir alle wissen, wie es einem damit geht. Brandon hat das in uns gefunden, was uns verbindet und es uns allen vor Augen geführt: Unsere Menschlichkeit. 

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