Trotz Kritikpunkten Note 1,7 für Wien

08. April 2015

Wien wächst, wird jünger und knackt bis 2029 die zwei Millionengrenze. Die Donaumetropole wurde erneut als lebenswerteste Großstadt der Welt gekürt. Dennoch ist sie nicht frei von Schwachstellen.

In Wien sind die 15 bis 30 Jährigen mit der Lebenssituation im Großen und Ganzen zufrieden. Viele junge Leute werden allerdings von Prekaritätsrisiken begleitet. Dies verdeutlicht eine Studie des SORA-Institutes in Zusammenarbeit mit der Arbeiterkammer.

Prekaritätsrisiken

Laut Statistik leben die jungen Menschen zwischen 15 und 30 sehr gerne (63%) und gerne (34%) im zukünftig jüngsten Bundesland Wien. Dennoch machen ihnen oft befristete Dienstverhältnisse, teure Mietverträge im privaten Sektor (2/3 dieser Wohnungen sind zudem befristet) oder zu knapper Wohnraum zu schaffen. Daher die Forderung an den Justizminister, Befristungen nur noch im Falle des Eigenbedarfs zu erlauben. Jährlich müssten 8000 geförderte Wohnungen entstehen, um das Niveau des leistbaren Wohnens zu halten. Junge Migranten und Migrantinnen haben es besonders schwer. Betriebe sehen ausländischer Zertifikate nicht als gleichwertig an. So kommt es, dass ein Viertel der jungen Wiener und Wienerinnen in ihrer Position überqualifiziert und unterbezahlt ist. Ein faires System der Validierung ausländischer Zeugnisse ist unbedingt notwendig.

„Mogelpackung“ Praktikum

Die Gefahren sind für junge Menschen oftmals getarnt. In vielen Fällen sieht AK-Präsident Rudi Kaske Praktika als Lohndumping. Wenn ein Hochschulabsolvent oder jemand mit abgeschlossener Ausbildung dieselbe Tätigkeit ausübt, wie ein Normalangestellter muss derjenige nach Kollektivvertrag bezahlt werden. Es ist ein klarer Appell an die Betriebe mehr in die Ausbildung zu investieren. Der Mangel an Fachkräften sei durch die Unternehmen selbstverschuldet. Laut der Studie waren es vor über zehn Jahren noch 4400 Betriebe, die Lehrlinge ausbildeten. 2013 nur mehr 3800. Andere Kritik: 50% der Lehrberufe decken die drei Branchen Handel, Tourismus/Gastronomie und Friseur/Kosmetik/Fußpflege. Kaskes Tipp ist, sich mal weniger bekannte, unkonventionelle Lehrberufe anzuschauen, wo eventuell auch die Bezahlung höher ist.

Man will aktiv sein

Die 15 bis 30-Jährigen sind vorbildlich, was die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel angeht. Stolze 76% von ihnen gehen auf das Angebot der Wiener Linien ein, um zum Arbeits- oder Ausbildungslatz zu gelangen. Somit sind die jungen Stammkunden ein entscheidender Faktor, um Umweltschutz voranzutreiben, den Autoverkehr und die damit verbundene Parkplatznot auszulasten. Junge Wiener setzen ebenfalls mehr auf Radfahren und wollen ein besser ausgebautes Radwegnetz. Außerdem werden von 45% attraktive Freiflächen ohne Konsumzwang für aktive Freizeitgestaltung gefordert. Darüber hinaus sehnen sich 36% nach Benutzung von Sporthallen und –plätzen ohne Vereinsbildung. Man sollte die Interessen der jungen Anti-Stubenhocker ernst nehmen und ihnen den geforderten Freiraum schaffen.

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