Umzugsgeschichten und Wohnungssachen.

26. Juni 2015

Ich schreibe diesen Blog auf einer Matratze am Boden sitzend, ohne gescheite Lampe im Zimmer, ohne WLAN weit und breit, ohne Warmwasser und ohne Essen im Kühlschrank. Ja, liebe Leute, ich schreibe gerade aus meiner ersten eigenen Wohnung. 

Nach gefühlten vierhundert Jahren Suche nach der passenden Bleibe und noch mehr Besichtigungen ist es auch bei mir endlich so weit. Endlich erwachsen und selbstständig. Dass ich vielleicht doch nicht ganz so erwachsen und selbständig bin, wie ich gerne klingen würde, mag daran liegen, dass ich an den oben angeführten First World Problems selber Schuld bin. Ganz im Rausch der neu gefundenen Freiheit ist es eben wichtiger, überlebenswichtige Haushaltsutensilien wie Shotgläser zu beschaffen, als sich mit so bodenständigen Dingen wie Therme einschalten (lassen? Wie macht man das? Hilfe? Anyone?) zu beschäftigen. 

Ich dachte Küchenrolle wächst auf Bäumen?

Vielleicht wäre es auch wichtiger, sich erst mal ein Bett zuzulegen, und erst dann die Weihnachtslichter im Zimmer aufzuhängen. Im Juni zumindest. Aber wenigstens leuchtet jetzt eine Ecke schön.Dann kommen wir zum Kühlschrank. Wie schön wäre es, wenn man sie beim Einzug gleich voll gefüllt vorfinden würde, wie bei den Sims? Und wieso werden sie im echten Leben so schnell leer? Wieso wird das Gemüse in der Schale so schnell schrumplig, das war doch im elterlichen Heim nie der Fall? Und ich dachte Klopapier und Küchenrolle wachsen einfach Zuhause?

Zum Glück muss ich all diese Strapazen nicht alleine auf mich nehmen. So erwachsen und selbständig bin ich nicht, dass ich ohne eine Mitbewohnerin auskomme. Und die kann sich jetzt schon auf eine spannende Zeit mit mir freuen. Dafür bringe ich auch mal den Müll raus.

Meine First World Problems sind ein Wunschtraum vieler Menschen. 

Liebe Leute, im Ernst jetzt. Wer den Sarkasmus bis jetzt nicht verstanden hat: Ich habe natürlich nicht komplett den Bezug zur Realität verloren, und weiß, dass nichts im Leben einfach so vom Himmel fällt. Dass ich über diese Kleinigkeiten jammern kann, ist einerseits ein riesiges Privileg, andererseits fast schon peinlich. Ich weiß, dass meine First World Problems da oben ein Wunschtraum vieler Menschen, die momentan als Flüchtlinge in Österreich leben, sind. Deshalb habe ich ein Anliegen. 

Beim Umzug habe ich wirklich viel Zeug gefunden, von dem ich nicht mal wusste, dass ich es habe. Natürlich ist vieles davon nicht mehr brauchbar. Aber was tut man mit den Sachen, die sehr wohl noch einen Nutzen finden könnten? Gewand, das ich seit Jahren nichtmehr trage, alte Barbiepuppen, Federpenale mit allerhand gespitzten Stiften drinnen, I-love-Pferde-Bücher, die mein elfjähriges Ich irgendwann in den hintersten Kasten geschmissen und nie wieder herausgeholt hat. Das sind doch alles Dinge, die man (ich) nicht einfach so wegschmeissen kann. Wozu auch? Falls es irgendwem von euch gerade ähnlich geht, hier mein Anliegen:

Dieses Wochendende veranstaltet der Samariter Bund Wien eine Sammelaktion für die Flüchtlinge im Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen. Gesammelt werden vor allem Kleidung, Bettzeug und Spielsachen für Kinder. Hier geht’s zur Facebook-Veranstaltung. Dass ihr auch neue Sachen spenden könnt, ist natürlich klar. Aber meine Bitte ist einfach nur: Schaut zwei mal nach, bevor ihr eure alten Malfarben wegschmeisst, die ihr sowieso nur einmal verwendet habt. Ihr braucht sie wirklich nicht mehr, dafür wird sich ein Kind, das sowieso fast nichts hat, riesig darüber freuen. 

 

Blogkategorie: 

Das könnte dich auch interessieren

Foto: Zoe Opratko
Zum Abschied gibt es kein Trompeten­...
Foto: Marko Mestrović
Ob Hijabi-Style, koschere Perücken oder...
Foto: Marko Mestrović
Nicht über die Communitys zu sprechen,...

Anmelden & Mitreden

5 + 1 =
Bitte löse die Rechnung