Warum keiner mehr allein sein kann

28. Januar 2016

Beziehung, Freundschaft Plus, Tinder-Gspusi oder Sex-Dating: Jeder hat jemanden. Und niemand will niemanden haben. Ich frage mich: Haben wir verlernt, alleine zu sein?

 

Seien wir ehrlich, niemand mag das Alleinsein. Das Gefühl, dass niemand an einen denkt und dass an kalten Tagen niemand seine Körperwärme mit einem teilen mag.

Wir wollen nicht alleine sein und das um jeden Preis.

Die meisten Menschen entscheiden sich für den einfachen Weg: eine Beziehung.

Es gibt die Glücklichen, die wirklich jemanden haben, mit dem sie gerne ihre Tage bis zur Ewigkeit verbringen wollen. Aber die meisten, die ich kenne, sind in einer Beziehung, nur um nicht allein zu sein.

„Er ist zwar nicht besonders schön und schlau, aber er mag mich halt echt gern...“, sagte letztens eine Freundin zu mir. Er bringe ihr Schokolade, wenn sie ihre Tage hat und massiert ihr den Rücken, wenn sie von der Arbeit kommt. Ob sie ihn liebt? Naja, mal sehen, vielleicht entwickeln sich ja noch Gefühle bei ihr.

 

Wir gehen zu viele Kompromisse ein

 

Ich frage mich: Wieso kauft sie sich selber keine Schokolade und geht zur Massage um 20 Euro? Weil es bequemer ist, jemanden auf Abruf zu haben.

Wer nicht den konservativen Weg einer Beziehung wählt, um seine Körperwärme zu teilen, geht eine friends –with- benefits- Beziehung ein. Oder datet Leute auf Tinder. Daraus entwickelt sich dann vielleicht eine Sex-Beziehung? Immerhin besser als das Alleinsein.

Wir gehen viele Kompromisse ein, um nicht abends alleine einzuschlafen. Wir verbringen unsere Zeit mit Menschen, die uns eigentlich nicht taugen. Beziehungsweise nicht genug gefallen, um über eine gemeinsame Zukunft zu fantasieren. Wir schlafen mit Menschen, weil wir denken Sex mit irgendwem ist besser als Sex mit keinem. Langfristig gesehen kenne ich insbesondere keine Frau, die damit glücklich geworden ist.

Denn seien wir ehrlich: Keine Frau will jemanden treffen, der nur und ausschließlich mit ihr schlafen will. Auf lange Sicht eben nicht. Trotzdem gehen wir diesen Kompromiss ein, um nicht allein zu sein.

 

 

Liebe dich mal selber

 

Meine beste Freundin war seit sieben Jahren nicht mehr wirklich Single. Vier Beziehungen, die zwischen ein und zwei Jahren gehalten haben. Dazwischen war sie höchstens zwei Monate alleine und hat sich sofort den Nächsten geangelt.

Immer wieder predige ich ihr: „Du musst mal lernen allein zu sein!“. Ohne Erfolg, wie man an dieser Bilanz sieht.

Ich glaube, die Menschen haben viel Angst vor dem Alleinsein. Wenn man nur sich hat, muss man sich unwillkürlich mit sich selbst auseinandersetzen. Was sind meine Schwächen? Was sollte ich an meinem Leben ändern? Das sind sehr ungemütliche Fragen, die man sich nicht stellen muss, wenn man nicht alleine ist. Weil man dann denkt, dass eh alles passt – das Selbstbewusstsein steigt proportional zur Begehrtheit.

Ich habe kein Problem damit, allein zu sein. Manchmal ist es schön, allein zu sein. Man hat Zeit für sich selbst, kann das machen, was man möchte und schuldet niemandem Rechenschaft. Klar will niemand explizit allein sein, aber doch bitte nicht um jeden Preis.

Wir müssen endlich lernen, dass man auch ohne Mann/ Frau im Bett und im Leben glücklich sein kann!

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