Wir, die Stimme der Vernunft, geraten in Bedrängnis – von rechts. Wir, die Stimme der Vernunft, sind schon deshalb links, weil wir nicht rechts sind. Man wird auch als Gutmensch „verunglimpft“, weil man die Meinung eines „Wutbürgers“ nicht vollends teilt. Es hat etwas Sinnbildliches für die heutige Zeit, nämlich eine schwarz-weiße Wahrnehmung der Realität, in der schlichte Grautöne keine Daseinsberechtigung haben. Von unserer Subjektivität eingeschränkt, werden wir diesen grauen Ton als „eher schwarz“ oder „eher weiß“ einordnen, nur um unserem Leben nicht die Einfachheit zu rauben.

Die Gesprächskultur im Abstiegskampf

Dieses radikale Kastendenken in der Politik und Gesellschaft bringt den sozialen Frieden ins Wanken. Ein Leben miteinander wird immer schwieriger, weil sich jeder in seinem Milieu aufhält, nämlich dort, wo er Zustimmung erhält. Die Fronten sind so verhärtet, dass man sich nur noch anpöbelt und die Meinung des anderen anfeindet. Auch wenn man den gegensätzlichen Standpunkt des Mitmenschen kleinschreit, wird dieser dadurch nicht „ungesagt“. Es bleibt nur ein missverstandener Mensch zurück, der sich auf die Suche nach seinesgleichen macht, um Verständnis zu finden. Das sind die Momente in denen Schwarz schwarzer wird und Weiß weißer.

Im Bezug auf die Vorkommnisse zu Silvester in Köln heißt das, dass Rattenfänger nun leichte Beute haben. Jene, „die immer davor gewarnt haben“, dürfen mit viel Zustimmung rechnen, weil im linken Spektrum einiges nicht gefragt werden durfte und daher auch unbeantwortet blieb. Da Strache leider der einzige war, der auf ungestellte Fragen eine Antwort hatte, hat er jetzt nun scheinbar(!) Recht behalten.

Unwissenheit ist der Nährboden des Populismus, es liegt nun an der Stimme der Vernunft, diese Schatten aufzuhellen, um Unwissenheit zu beseitigen. Nur in einer hellen Ecke können schöne Pflanzen gedeihen.