,,Schaffen wir ihn also endlich ab, diesen gönnerhaften 8. März. Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen, Frauen wie Männer“ – Alice Schwarzer

Der Kampf um das Frauenwahlrecht

Der Tag, den die Frauenrechtskämpferin heute als „Hohn für die Feministinnen“  bezeichnet, nahm seinen Ursprung einst interessanterweise aus einer stark feministischen Motivation heraus. Die Idee kam aus den USA. Dort hatten Frauen der Sozialistischen Partei 1908 ein Nationales Frauenkomitee gegründet, welches beschloss, einen nationalen Kampftag für das Frauenstimmrecht und die Gleichberechtigung zu initiieren. Die Sozialdemokratische Partei hatte sich als einzige Partei vor 1900 für ein Frauenwahlrecht ausgesprochen. Sie sah darin unter anderem eine Chance, ihre Anhängerschaft zu vergrößern. Der erste Frauentag wurde dann am 19. März 1911 in Deutschland, Dänemark, Österreich-Ungarn und der Schweiz gefeiert. Später, also 1921, führte Lenin den 8. März als ,,Internationalen Frauentag“ ein - angeblich auf Bitten der bolschewistischen Feministin Alexandra Kollontaj. Es gibt aber auch Auffassungen, laut denen dieser Tag als Gedenktag an die Frauen in der Februarrevolution in Russland eingeführt wurde. Um die Geschichte des Internationalen Frauentages kurz zu fassen: Der Tag stand jahrzehntelang für den Kampf um die Gleichberechtigung und Gleichstellung der Frauen in der Gesellschaft.

Strümpfe, Schmuck und Sowjetunion

Wie bereits erwähnt spielte Russland (damals Sowjetunion) bei der Entwicklung des Frauentages eine große Rolle, dort wurde der 8.März 1965 sogar zu einem arbeitsfreien Tag erklärt. Interessanterweise wurde und wird dieser Tag auch heutzutage vor allem in den ehemaligen Ländern der Sowjetunion noch groß gefeiert. Die Frauen werden unter anderen mit Blumen, Schokolade, Süßigkeiten oder Schmuck beschenkt. Früher waren es auch Güter wie Kaffee, Seife, oder Strümpfe. Diese Tradition etablierte sich vor allem in den Jahren des kommunistischen Regimes in diesen Ländern, da diese Dinge damals aufgrund der ärmlichen Situation nicht so einfach zu bekommen waren. Der Frauentag wurde auch gefeiert, um zu zeigen, wie wichtig die Frauen in der Arbeitswelt und Industrie geworden sind.

,,Solange wir einen Frauentag feiern, haben wir keine Gleichberechtigung“

Nur existiert dieses Regime seit über 20 Jahren nicht mehr, Frauen dürfen seit fast 100 Jahren wählen, man bekommt nun ohne größere Schwierigkeiten Kaffee und Strümpfe zu kaufen, und Alice Schwarzer rauft sich die Haare wenn sie an den Frauentag denkt. Dass Frauen heutzutage in der Arbeitswelt wichtig sind, ist auch irgendwie klar. Wie wäre es, wenn Frauen sagen wir, rein hypothetisch, statt Blumen ein gleiches Gehalt wie Männer bekommen würden?  Der Frauentag war einmal ein Symbol des Feminismus, sein Sinn wurde mit der Zeit jedoch irgendwie umgedreht. Es scheint so, als wäre er heutzutage ein Fest der Frauen, an dem sie für ihren jahrzehntelangen Kampf um Gleichberechtigung mit Süßigkeiten beschenkt werden. Natürlich ist hier nicht von allen Ländern auf der Welt die Rede, aber in den Ländern in denen Frauen die Möglichkeiten haben, für ihre Eigenständigkeit und Gleichstellung zu Kämpfen, sollte diese Mühe nicht mit einem einzigen Tag zunichte gemacht werden.

"Solange wir einen Frauentag feiern müssen, bedeutet das, dass wir keine Gleichberechtigung haben. Das Ziel ist die Gleichberechtigung, damit wir solche Tage nicht mehr brauchen.", so EU-Kommissarin Viviane Reding.

Was meint ihr dazu? Feiert ihr den Frauentag? Wenn ja, aus welcher Motivation heraus? Ist er ein veralteter kommunistisch-sozialistischer Feiertag, oder einfach nur ein Tag, um Frauen zu beschenken und zu ehren ? Ich will mit diesem Blog niemanden niedermachen, der den Frauentag dennoch feiert, aber vielleicht sollte man sich einfach überlegen , aus welcher Motivation heraus man das tut.