"Kannst du nicht am Nachmittag Bayram feiern?"

21. April 2023

„Ich wünsche mir, dass jedes religiöse Fest in Österreich mindestens genauso respektiert wird wie Weihnachten oder Ostern. Ich verlange keine Feiertage für unsere Feste, ich möchte einfach nur nicht ständig hören, dass ich lieber in die Schule gehen sollte oder wütende Reaktionen von Arbeitgebern erleben, weil man sich freinehmen möchte.“ – Schülerin Nadin Khalil hinterfragt in ihrem Kommentar die Relevanz und Akzeptanz nicht-christlicher Feiertage in Österreich.

Das Fest des Fastenbrechens (Eid Al-Fitr) ist ein besonders wichtiger Feiertag für uns Muslim:innen. Dieses Fest findet nach dem Monat Ramadan statt und wird drei Tage lang von Muslimen und Musliminnen weltweit gefeiert. Die Vorbereitungen auf Eid al Fitr, auch als Bayram bekannt, laufen bei sehr vielen Familien schon Tage zuvor auf Hochtouren. Es werden verschiedenste Süßspeisen gebacken und Geschenke vorbereitet. Traditionell bekommen die Kinder Geld oder Geschenke von den Erwachsenen. Viele meiner Freundinnen sagen mir, dass das Fest ihnen ein bisschen Weihnachten-Vibes gibt. Ich denke, Weihnachten liegt allen am Herzen. Man kann sich also hoffentlich vorstellen wie viel uns Muslim: innen die Zeit während und nach Ramadan bedeutet. Jedoch wird es in meinen Augen nicht so wertgeschätzt und respektiert. Obwohl wir das Recht dazu haben, uns für unsere Feste von der Arbeit oder Schule freizunehmen, bekomme ich mit, wie sich darüber aufgeregt wird. Immerhin leben in Österreich aber fast 800.000 Menschen muslimischen Glaubens.

Was macht unser Fest weniger relevant?

Jedes Jahr ist es dasselbe. Lehrpersonen, die sich darüber aufregen, dass wir nicht in der Schule sind und sagen, dass die Schule wichtiger sei als dieses Fest und, dass wir es ja am Nachmittag nach der Schule feiern können und Arbeitgeber: innen die ihre Angestellten nicht freistellen möchten. Ich frage mich, wenn die Schule ja so wichtig ist, warum wir dann zwei Wochen Ferien zur Weihnachtszeit bekommen? Warum schließen zu Weihnachten schon alle Geschäfte früher, damit alle Zeit mit ihrer Familie verbringen können? Das wollen wir Muslime doch genauso. Was macht unser Fest weniger relevant und warum ist es so ein Problem, wenn ich einen Tag lang wegen einem Fest nicht in die Schule komme? Das ist bloß ein Tag, welchen Unterschied macht das? Bevor sich alle aufregen: Ich weiß, dass wir in einem christlichen Land leben, aber dazu komme ich später. Darum geht es nämlich gar nicht. Ich will niemandem etwas wegnehmen, ich möchte mich nur nicht ständig rechtfertigen müssen.

Aber nur zu meiner Realität: Letztes Jahr fand die Matura an Eid statt und ich hatte eine dreistündige Schularbeit, also saß ich so gut wie den ganzen Vormittag in der Schule und habe mir den Kopf zerbrochen, statt eine schöne Zeit zu haben. Dieses Jahr wurde in Deutschland die Matura auf den Tag, an dem Bayram gefeiert wird, verschoben. Gerade sitzen also tausende Schülerinnen und Schüler und schreiben die Matura, statt mit ihrer Familie den Tag zu feiern. Ich wünsche mir, dass jedes religiöse Fest in Österreich mindestens genauso respektiert wird wie Weihnachten oder Ostern. Immer wenn ich das sage, bekomme ich eben das Argument zu hören, dass wir in einem christlichen Land leben und das es halt eben so ist - das weiß ich ja - aber steht Österreich nicht auch angeblich für Toleranz, Vielfältigkeit, Offenheit und Akzeptanz? Ich verlange keine Feiertage für unsere Feste, ich möchte einfach nur nicht ständig hören, dass ich lieber in die Schule gehen sollte oder wütende Reaktionen von Arbeitgebern erleben, weil man sich freinehmen möchte.

Aber ich möchte mich nicht nur beschweren, ich habe dieses Jahr an Bayram auch schöne und süße Gesten gesehen, wie zum Beispiel die „Eid Mubarak“ Anzeigen in den Öffis. Viele Leute haben mir auf der Straße ein schönes Fest gewünscht, egal ob muslimisch oder nicht. Es geht also auch anders. Wie gesagt : Ich verlange keine extra Feiertage, ich verlange nicht, dass man den Stundenplan dafür umschreibt - Ich wünsche mir einfach nur, dass ich mich nicht jedes Jahr dafür rechtfertigen muss, mit meiner Familie diesen Feiertag zu feiern.

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