Greenwashing: Wenn Werbung uns mitten ins Gesicht lügt

07. Oktober 2020

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Fridays For Future Wien
Foto: Julian Kragler

Klimagerechtigkeits-Blog: Eintrag #1, 7.10.2020

Werbung nervt. Egal ob im Internet, Radio oder Fernsehen. Ich gehöre ja zu den Menschen, die dann umschalten oder den Adblocker aktivieren. Vor einigen Tagen hat mich eine Werbung aber so schockiert, dass ich nicht einmal zum Senderwechseln gekommen bin. In 22 Sekunden hat mir eine Kinderstimme aus dem Radio erklärt, dass Beton der ökologische Baustoff der Zukunft ist – er schütze sogar Wiesen und Wälder, kühle im Sommer und wärme im Winter. Wer schonmal einen Sommertag in der Wiener Innenstadt verbracht hat, weiß: Das ist einfach gelogen! Im August könnte man an den Häuserfassaden ein Spiegelei braten. Und das mit dem Wärmen im Winter… Vor gut zwei Wochen war ich draußen noch mit Flip Flops unterwegs und jetzt sitze ich bei 19 Grad in meiner Wohnung und trage Stricksocken von der Oma.

Werbungen sollen unser Verhalten beeinflussen und unseren Konsum steuern – das ist klar. Dahinter steckt eine ganze Branche. Produkte werden uns besonders schmackhaft gemacht und manchmal wird ein bisschen geschwindelt, grad wenn es um die Optik geht (Man denke nur an untergewichtige Models, an denen auch ein Nachthemd hip und stylisch aussieht.) Aber in einem öffentlich-rechtlichen Radiosender eine Werbung zu bringen, die sagt “Beton ist umweltfreundlich” – das sind einfach Fake News! 

Die österreichische Bundesregierung hat eine Klima-Milliarde beschlossen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber zuerst muss die Politik aufhören, klimaschädliche Unternehmen zu fördern! Beides gleichzeitig macht absolut keinen Sinn. Das ist so, als würde man abnehmen wollen, geht zwei Mal die Woche spazieren, isst aber ein Sackerl Chips und eine Tafel Schokolade pro Tag.

Aber was kann man dagegen tun? Jede*m wird eingeredet, dass es für sein Konsumverhalten ausschließlich selbst verantwortlich ist. Das stimmt so nicht ganz, denn irgendwann stößt jede*r an seine Grenzen. Ob die Beton-Werbung läuft oder nicht, entscheide nicht ich. Ich kann aber versuchen, dass diese Werbung verschwindet. Ich kann einen wütenden Text schreiben, der als Artikel in einem Medium veröffentlicht wird. Ich kann auf die Straße gehen und eine klimagerechte Politik fordern oder in einer Klimabewegung aktiv werden.

Die gute Nachricht ist: Egal welche politische Einstellung, welche ethnische Zugehörigkeit oder Religion, am Ende wollen wir doch alle dasselbe: eine Welt, in der jede*r ohne ständige Naturkatastrophen, Armut oder Flucht in Frieden leben kann. Und diesen Weg müssen wir gemeinsam gehen.

Lisa Kiesenhofer (26) ist bei Fridays For Future aktiv und war im Sommer 2019 Teil der Biber Akademie.

Monatlich erscheint im Biber der Klimagerechtigkeits-Blog von Fridays For Future. Derzeit beuten Industrieländer Entwicklungsländer aus, damit ihre Wirtschaft ständig wächst. Klimagerechtigkeit versteht einen respektvollen Umgang zwischen Mensch, Tier und Natur: Jede*r auf diesem Planeten soll unter denselben Bedingungen leben können, ohne dass die Ressourcen der Erde ausgebeutet werden. Nur so haben auch künftige Generationen eine sichere, lebenswerte Zukunft.

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