"Bridgerton" dient für die einen bloß der Nostalgie und Unterhaltung. Für sie deckt die Serie den Gossip-Girl-Aspekt ab. Für wieder andere zeigt sie strukturelle Gesellschaftsprobleme des 19 Jahrhundert auf. Zwei Lager streiten sich darüber, ob das colourblind-Casting nun positiv war oder nicht - Wir sagen: Ein bisschen Spaß darf sein. Und liefern euch die lustigsten Untertitel von "Bridgerton". Ohne Kontext, dafür mit scharf.
Achtung: Spoiler-Alert. Dieser Text enthält inhaltliche Spoiler der Netflix-Serie "Bridgerton".
Die Kirsche auf dem Sahnehäubchen des allseits verhassten Jahres 2020: „Gossip Girl“ wurde uns genommen. Auch das noch. Die Serie ist seit Ende Dezember nicht mehr auf Netflix verfügbar. Aber die Streaming-Plattform liefert ein Versöhnungsangebot: Einblicke in die Welt der Intrigen und Gerüchte der Superreichen bleiben uns erhalten. Und zwar mit der Netflix-Serie „Bridgerton“. In acht Folgen beschreibt „Bridgerton“ das Leben der Londoner Elite um 1800. Genauer gesagt spielt die Serie in der Ballsaison 1813 – im Fokus stehen die Debütantinnen aus gutem Hause, die an den bestmöglichen Heiratskandidaten hergegeben werden sollen – um ihr Ansehen in der britischen High Society noch mehr zu steigern. Dabei hängt der Rang der Debütantinnen vom Urteil der britischen Königin ab. All dies wird von der geheimnisvollen Lady Whistleton kommentiert – in einem Rundschreiben, das per Boten verteilt wird, berichtet sie über allerhand Klatsch und Tratsch rund um die High Society. Wer mit wem, wo, was und wann. Gossip Girl nur mit pompöseren Outfits und gediegenerem Sprachgebrauch. Oder auch ein bisschen Jane Austen meets 90210. Statt der Highschool spielt sich das meiste Geschehen eben auf Bällen ab. Aber die Grundsteine, die wir aus amerikanischen Teenie-Serien kennen, bleiben. Uneheliche Schwangerschaften, geheime Affären, vertuschte Homsexualität, Wettschulden, Lügen und Intrigen- vor allem in Sachen Liebe. Leidenschaftliche Sexszenen gibt es zu Genüge. Aber mit Vorbehalt: Die Braut weiß vor der Hochzeitsnacht nicht einmal, wie denn Kinder entstehen. Der Mann ist natürlich geübt und Meister der Materie. Ein Klassiker.
Die Männer dürfen alles
Apropos: Im Mittelpunkt steht – wie könnte es auch anders sein – eine Liebesgeschichte. Daphne, die älteste Tochter der Bridgertons, dessen größter Wunsch es ist, zu heiraten und Mutter zu sein, und Simon Basset, Duke of Hastings – ein begehrter Junggeselle, der allerdings geschworen hat, niemals heiraten zu wollen. Drama vorprogrammiert. Wir wollen euch aber nicht alle Handlungsstränge im Detail verraten. Überraschungen gibt es aber keine, soviel dürft ihr wissen. Akkurat werden die Struggles der damaligen Jugend widergegeben: Während es den Söhnen frei gestattet ist, zu studieren, zu reisen und zu heiraten oder auch nicht, steht für die Töchter ein vorgeschriebenes Leben fest: So schnell wie möglich unter die Haube - am besten eine gesellschaftlich angesehene - zu kommen und einen männlichen Nachkommen zu gebären. Während manche weiblichen Charaktere genau dies anstreben, hinterfragen andere, ob es denn nicht mehr gäbe, als diese Strukturen. Die Ohnmacht, ein freies Leben zu können, steht hier allerdings über allem. Das Besondere an Brigerton: Die Serie wurde farbenblind gecastet – so finden sich unter den Hauptcharakteren und NebendarstellerInnen zahlreiche People of Colour. Dafür hagelte es aus mehreren Lagern Kritik: Es gibt jene, die sich beschweren, dass dies historisch nicht akkurat sei - im England um 1800 habe es unter der High Society nicht so viele Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe gegeben. Dann gibt es die, die sich darüber aufregen, dass die Hautfarbe in der Serie zu wenig thematisiert wird, und auf coloring hinweisen.
Der Biber-Blick
Welchem Lager man auch angehören möchte – vielleicht auch gar keinem – „Bridgerton“ ist eine Feelgood-Serie, die wir uns nach diesem Jahr verdient haben. Unsere Beobachtung aus der biber-Perspektive: Lasst die hochgestochenen Dialoge der ProtagonistInnen als Untertitel auf euch wirken – Manch einer wird eine Telenovela aus der Heimat oder den Schulhof-Jargon aus jungen Jahren wiedererkennen.